Unsere Reise nach Süd-Ost-Asien
Unsere Erlebnisse, Eindrücke und Empfindungen auf einem für uns noch geheimnisvollen Kontinent

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Donnerstag, 30. September 2010

Egon, der Vulkan

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Seit vielen Tagen kommt das Gespräch hier immer wieder auf den Egon.
Egon ist der letzte aktive Vulkan auf Flores, 1720m hoch und hatte seinen letzten spektakulären Ausbruch im Sommer 2008. Seitdem spuckt er öfter einmal, das letzte Mal vor etwa einem Monat. Dieser Vulkan ist für jeden reizvoll, der einen Berg besteigen möchte, also auch für uns.
Ich hatte vor wenigen Tagen beim Tauchen Wolfgang aus Thüringen kennen gelernt. Wolfgang war in den letzten Jahren schon zweimal oben auf Egon, er wollte wieder hoch und so war der Gedanke geboren, mitzugehen. Nachdem wir mit unterschiedlichen Leuten hier gesprochen hatten, hat Katharina sich entschlossen nicht mitzugehen.
Was aber ist so schwierig bei der Besteigung von Egon? Zuerst einmal die Höhe. Mit dem Auto kommt man auf eine Höhe von ca. 700m, also geht es anschließend 1000 Höhenmeter nach oben – und anschließend natürlich auch wieder runter. 500 Höhenmeter führen durch einen schattigen Wald, der Rest über eine freie Fläche mit steilen Anstiegen und Geröllhalden. Alles in allem kein Spaziergang aber vielleicht eine gute Übung für den Himalaja? Also entschied ich mich, mitzugehen. Wolfgang ist mit seinem Freund Wolfgang hier, beide wollten hoch. Anna, eine junge Biologin aus Deutschland, wollte ebenfalls mit. Also sollte es am Sonntag gegen 6:00 indonesischer Zeit losgehen.
Indonesische Zeit bedeutete, dass es pünktlich um 7:20 losging. Gegen 9:00 waren wir endlich am Anfangspunkt unseres Aufstiegs in 700m Höhe. Unterwegs haben wir noch zwei Guides angeworben, die beide nicht sehr Vertrauen erweckend aussahen. Beide waren aber Cousins von unserem Fahrer, hier ist anscheinend jeder mit jedem verwandt.
Es ist noch anzumerken, dass wir Deutsche mit Treckingschuhen in den schwierigen Anstieg gingen, die beiden Guides und unser Fahrer Emman, der ebenfalls mitging, trugen Flip-Flops, also Badelatschen.
Schon nach wenigen hundert Metern war mir klar, ich hatte mich auf eine mörderische Aktion eingelassen. Für den Aufstieg waren 3,5 Stunden geplant. Der Wald war keinesfalls schattig, wir gingen meistens in der prallen Sonne. Die Temperatur betrug schon kurz nach 9:00 über 30 Grad, oben sollte es aber kälter sein. Der Anstieg war steil und kein sichtbarer Weg zu erkennen. Ohne die Guides hätten wir uns sicherlich verlaufen. Teilweise mussten wir auf dem Weg über Steine von 1mHöhe hochklettern, nachmittags auch wieder runter. Das Ganze war nicht vergleichbar mit den steilen, aber ausgetretenen Wegen im Himalaja. Als wir aus dem Wald herauskamen kletterten wir in einem Steilhang weiter, der viel lose Steine und Felsblöcke hatte. Das Hochsteigen war schwierig und auch gefährlich, aber uns voran immer die Guides in Badelatschen. Ich habe dann die letzten 100 m als besonders schwierig empfunden. Wir gingen auf einem Geröllfeld mit kleinem Geröll am Steilhang quer entlang, es ging auf der einen Seite steil bergab. Wer hier abrutscht hat Pech. Unfälle interessieren hier niemanden. Ich hatte während des Aufstiegs einige Male das Gefühl nie oben anzukommen.
Aber nach 3 Stunden waren wir alle oben, die Temperatur betrug 26 Grad, es war sehr windig und wir hatten den freien Blick auf einen unbeschreiblichen Vulkankrater. Belohnung für die Quälerei waren nach Schwefel stinkende und mit ungeheurem Lärm und Druck Wasserdampf ausstoßende Vulkanöffnungen. Am Rand des Kraters befand sich ein grüner Süßwassersee, im hintern Teil eine große Öffnung vom letzten Ausbruch 2008. Ein Pole der auch oben war, sagte man könne hier bis zum Mittelpunkt der Erde sehen.
Nach etwa einer Stunde ging es wieder runter – und was soll ich sagen, der Abstieg war nicht weniger anstrengend. Mit nur 1,5 l Wasser ausgerüstet, hatte ich bald das Gefühl zu dehydrieren. Wenn uns die Kletterei beim Aufstieg schon schwierig erschienen war, war es jetzt um ein Vielfaches gefährlicher. Dies war gerade beim Geröllfeld der Fall, immer wieder rutschten wir ab und konnten nur mit Mühe und auf allen Vieren auf den „Weg“ zurückklettern.
Ich bin das erste und wohl auch letzte Mal auf diesem Vulkan gewesen und war nach 2,5 Stunden Abstieg froh, dass Auto zu sehen. Natürlich hatte keiner von uns mehr Wasser. Die Rettung war dann eine Polin, die eine Literflasche aus ihrer Tasche zauberte. Wasser ist ein göttliches Getränk.
Auf dem Rückweg haben wir noch eine kurze Pause im Dorf der Guides gemacht, beide sind in Badelatschen gut zurück gekommen, haben einige Kokosnüsse getrunken und gegessen und unseren Vorrat an Arrak aufgefüllt.
Dieser Tag war sehr schwierig für mich und ich war froh, als ich abends auf meinem Bett lag. Wenn ich in diesen 10 Monaten einige meiner Grenzen suche, an diesem Tag habe ich eine gefunden.
1. Egon von der Seeseite

2. Blick aufs Meer


3. Aufstieg im Geröllfeld


4. Dem Krater sehr nahe




5. Der Krater


6. Endlich sind wir oben


7. Unsere Guides


8. Blick zum Mittelpunkt der Erde


9. Der aktive Vulkan

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