Unsere Reise nach Süd-Ost-Asien
Unsere Erlebnisse, Eindrücke und Empfindungen auf einem für uns noch geheimnisvollen Kontinent

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Samstag, 25. Dezember 2010

Pai, die Stadt der Ruhe

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Günter
Zum ersten Mal haben wir im Shechen Kloster in Kathmandu von einem Engländer, der in München arbeitet, von Pai gehört. In Kanchanaburi sind wir dann wieder auf diese kleine Stadt mit 3000 Einwohnern aufmerksam gemacht worden. Pai ist ein Überbleibsel aus der Zeit der Hippies und Suchenden, hier treffen sich die Backpacker (Rucksack Touristen) aus aller Welt. Es geht alles noch einen Gang langsamer als im restlichen Asien. In Pai spricht man über Musik, Kunst und Spiritualität, hier ist für alles Zeit. Wir haben den Eindruck die Uhren gehen langsamer.
Die Stadt versucht seit einiger Zeit dieses Image los zu werden und baut daher immer mehr teure Unterkünfte und Hotels, die reiche Kunden aus Chiang Mai anziehen sollen. Es ist abzusehen, dass Pai in den nächsten Jahren sein Flair verlieren und eine Stadt für Reiche werden wird, die sich hier an den Wochenenden entspannen.
Wir sind in Pai in einer Unterkunft am Fluss gelandet, einer Bambushütte 3m X 3m groß, mit Blättern gedeckt. Es gefiel mir aber energetisch nicht, hier zu übernachten und so sind wir umgezogen in eine andere Bambushütte am Fluss, in der wir uns beide wohl gefühlt haben. Eine Besichtigungstour führte uns dann zu den heißen Quellen, einem Wasserfall mit wenig Wasser (es ist halt Trockenzeit) und einem Canyon mit schmalen Wegen und tiefen Schluchten.
Beim Kaffee sind wir dann das erste Mal auf ein Plakat für ein Retreat (Rückzug in die Meditation) gestoßen. Wir haben uns die Anlage, in der ein Engländer mit 2 Mönchen die Meditationen durchführt angesehen und werden erst einmal ab Montag für 5 Tage an einem Meditationskurs teilnehmen. Sollte es uns gefallen, werden wir bis zum 10. Januar dort bleiben und dann direkt nach Bangkok zurück fahren.
Wenn ihr also eine zeitlang nichts von uns hört, wisst ihr wo wir sind.
Pai ist eine Stadt zum Abhängen, genau das haben wir dann auch den Rest der Zeit, wir waren 2 Tage dort, getan.
Interessant ist noch, dass jeden Abend mit Beginn der Dunkelheit die Hauptstraße von Pai zur „Einkaufsmeile“ mit vielen Straßenständen wird. Hier kann gegessen und gekauft werden, hier spielt sich dann das gesamte Leben der Stadt ab.
Vor Pai waren wir 3 Tage in Chiang Mai, jetzt sind wir wieder hier. Uns ist aufgefallen, dass wir über diese Stadt noch gar nichts geschrieben haben – komisch.
Da wir auf unserer Reise immer wieder nach Chiang Mai kommen, werden wir sicherlich über diese Stadt noch einiges schreiben, vielleicht schon bald.

Pai

Straßenschild in der Einkaufsmeile

Umzug


Brücke über den Fluss
Hallo Birgid Mützen sind sehr begehrt

Pai Tempel
Rafting Floß
Wege im Pai Canyon
Wasserfall in der Trockenzeit
Bambusbrücke
Stiller Mitbewohner
Bambushütten

Unsere Unterkunft

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Weihnachten und Silvester 2010

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Wir senden allen Verwandten, Freunden, Nachbarn, Arbeitskollegen und Bekannten, wie auch denen die sich keiner dieser Gruppen zugehörig fühlen, unsere besten Grüße und Wünsche aus Asien.

Euch allen

Frohe und gesegnete Weihnachten 2010 und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2011!

Wir werden beim Jahreswechsel hier in Thailand an euch alle in Deutschland und dem Rest der Welt denken, bei uns wird das Jahr schon 6 Stunden vor der MEZ zu Ende sein.
Ihr anderen im Rest der Welt müßt rechnen.
Uns geht es hier in Asien sehr gut und wir hoffen, bei euch ist es ebenso.
Wir werden uns zu Sylvester nicht melden können, da wir für 5 Tage zu einem Retreat in einem Buddhistischen Kloster in Pai, Nordthailand, sein werden.

Wir wünschen, dass sich eure guten Vorsätze für 2011 erfüllen und wir werden uns im Sommer 2011 gesund wiedersehen.

Ganz viele liebe und gute Wünsche

Katharina & Günter


Samstag, 18. Dezember 2010

Kanchanaburi, Ruhe nach Bangkok

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Katharina:
Von Bangkok aus sind wir, anders als in unserem ursprünglichen Plan, nach Kanchanaburi nordwestlich von Bangkok gefahren. 3 Stunden Fahrt mit einem bequemen Bus, über gute Straßen. Günter wollte sich hier den Tiger Tempel anschauen, dazu wird er noch etwas schreiben.
Kanchanaburi ist bekannt durch „ die Brücke am Kwai“ ein bekannter Film. Während des zweiten Weltkrieges haben die Japaner eine Eisenbahn von Burma nach Thailand gebaut, um sich Nachschubwege zu sichern. In nur 20 Monaten wurden über 400 km Schienen durch den Urwald gelegt, Teilstrecken führen durch Berge und über Flüsse. Ausführende waren 270000 asiatische Zwangsarbeiter und 60000 australische, britische, niederländische und amerikanische Kriegsgefangene. 13000 der Kriegsgefangenen und 80000 der Zwangsarbeiter starben während des Baus an schlechter Ernährung, unzweckmäßiger medizinischer Versorgung und der brutalen Führung der Wächter.
Ein schlimmes Ereignis, wie es leider viele gab zu dieser Zeit. Wir sind jedoch überrascht, wie viele Menschen sich das Museum, die Brücke und Teilstrecken der Eisenbahn anschauen. Das Publikum ist international, und scheint sehr interessiert. Auf dem gepflegten Kriegsfriedhof ist die Energie sehr starker Betroffenheit spürbar. Wenn man durch die nicht enden wollenden Reihen geht und das Alter der Umgekommenen liest, die meisten waren zwischen 20 und 26 Jahren.
Die Touristen, die hier das Straßenbild prägen fallen mir dadurch auf, dass die Paare noch recht jung sind, so zwischen 25 und 35 Jahre. Es gibt auffallend viele Männerpaare hier und alleinreisende Männer. Paare in unserem Alter oder Familien sind selten zu sehen. Weiter gibt es noch eine Gruppe von Männern im Alter zwischen 55 und 65 Jahren, die wohl schon lange hier leben. Keine Ahnung wie das geht, denn die thailändische Regierung ist sehr rigide was Einwanderung angeht.
An einem Tag sind wir zum Erawan Wasserfall gefahren. Er liegt in einem Nationalpark und fällt über sieben Stufen hinab. Die einzelnen Stufen sind so groß, dass man darin schwimmen kann. Da es hier sehr heiß ist kam uns das sehr gelegen. Die Überraschung war dann groß, als wir im Wasser liegend, von kleinen bis mittelgroßen Fischen angeknabbert wurden. Da es in Kanchanaburi einige Massagesalons gibt, die Wasserbecken mit diesen Fischen aufgestellt haben „zur Fußmassage“, war uns dies nicht unbekannt. Aber am ganzen Körper ist schon anders als nur an den Füßen!!
Heute Samstag verabschieden wir uns von diesem Ort. Es hat uns sehr gut gefallen hier. Unsere Unterkunft, im Wasser gelegen, hat was von Hausboot, war sehr schön. Es geht um 17:00 mit dem Minivan zurück nach Bangkok und von dort mit dem Zug um 22:00 nach Chiang Mai. Diesen Ort in Thailand`s Norden werden wir dann gegen 13:00 erreichen.

Günter:
Ich hatte an verschiedenen Stellen von dem Tiger Tempel in der Nähe von Kanchanaburi gelesen und wollte ihn gerne besuchen. Die Tiger sind von den Mönchen groß gezogen worden und leben heute, wo sie ausgewachsen sind, tagsüber in einem kleinen Tal im Kloster. Im Beisein des Abtes sind die Tiere ungefährlich. Es ist möglich, diesen Tieren sehr nahe zu kommen, sie zu streicheln und sich mit ihnen fotografieren zu lassen. Das war jedenfalls die Ausgangsinformation.
Im Kloster angekommen sah dann alles ganz anders aus. Zuerst einmal kostet der Eintritt nicht wie angegeben 140 Bath, sondern 600 Bath. Im Tigertal gibt es mehr Staff (Angestellte) als Besucher. Es ist nur möglich sich vom Staff mit den Tigern fotografieren zu lassen, 5 Bilder kosten 1000 Bath, Einzelbilder mit den Tieren kosten außerhalb des Tales 500 Bath. Alles wirkt wie Abzocke, die Tiger wirken wie durch Drogen ruhig gestellt. Alles in allem eine mehr enttäuschende Veranstaltung.
Wer nur wegen der Tiger nach Kanchanaburi fährt, sollte es sich vorher genau überlegen.
Alles in allem war diese Stadt mit dem ruhigen Fluss eine Oase der Entspannung und der Erholung. Die Woche hier hat sehr viel Spaß gemacht.


Müder Tiger

Tiger und Staff

Der Abt, Bewacher der Tiere


Müde Katzen


Erawan Wasserfall, Stufe 1

Erawan Wasserfall, Stufe 2
Fische im Bergfluss

Heilige Bäume


Bad am Wasserfall



Die Todesbahn

Fahrt auf der Todesbahn

Nachdenklich im Todeszug
Die River Kwai Brücke
Wohnenauf dem Fluss

Montag, 13. Dezember 2010

Bangkok - erste Eindrücke

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Günter:
4 Tage sind wir nun in Bangkok und die Stadt droht uns zu erschlagen. Hier leben über 7 Millionen Menschen, es ist eine Großstadt die nach westlichen Standards aufgebaut ist. Nach 3 Monaten „im Elend“ haben wir hier alles, was unseren Standards entspricht. Saubere, geteerte Straßen, keinen Staub und Luft die man atmen kann. Auf den Straßen, die teilweise 8-spurig ausgebaut sind, herrscht ab Mittags Rushhour, man kann sich nur noch im Schneckentempo bewegen. Daher spielt der Fluss, Menam Chao Phraya, hier eine sehr große Rolle. Fährboote, Touristenboote, vor allem aber die Speedboote versuchen die Menschenmengen durch die Stadt zu bewegen. Gerade die Speedboote, für einen Fahrpreis von nur 35 Cent, haben dabei eine wesentliche Rolle. Vom Pier Centrum kann man dann umsteigen auf den Sky Train (Straßenbahn) oder die U-Bahn, um in zentrale Bereiche der Stadt zu kommen.
Wenn wir dachten, in einer buddhistischen Hauptstadt gibt es kein Weihnachten, haben wir uns ebenfalls geirrt. Die großen Einkaufscenter, die Hotels aber auch die Straßen sind weihnachtlich geschmückt, ein Geschäft, das sich hier niemand entgehen lassen will. Die Kundschaft scheint da zu sein.
Einkaufen ist in Bangkok ein zentrales Thema. Es gibt 4 große Einkaufszentren, die Nachtmärkte, Tagesmärkte, Straßenmärkte und „floating markets“, die Wassermärkte. Überall bekommt man alles zu kaufen. Die Stadt scheint nur aus Händlern zu bestehen. Überall drängen sich riesige Menschenmassen. Vorreiter ist dabei wohl die Lombardi Road im Chinesenviertel, hier ist kaum ein Durchkommen möglich. Es gibt in Bangkok für jeden Geldbeutel etwas zu kaufen. Essen ist ebenfalls ab 1€ für eine komplette Mahlzeit bis hunderte von € in den teuren Restaurants möglich. Um dem Einkaufswahnsinn zu entgehen, hilft nur die Flucht auf den Fluss.
Wir stellen einfach ein paar Bilder ohne Kommentare ein, erste Impressionen aus Bangkok und fahren morgen weiter nach Kanchanaburi, eine Stadt mit „nur“ 60 Tsd. Einwohnern.

Fotos aus Bangkok
















Donnerstag, 9. Dezember 2010

Abschied von Nepal

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Günter:
Wir sind froh, den Abstecher nach Nepal gemacht zu haben, obwohl dieses Land zuerst gar nicht auf unserer Liste stand. Ich wollte aber in der Zeit, in der wir in Asien sind, auf jeden Fall einmal das Dach der Welt, den Mount Everest sehen. Und das ist uns gelungen. Wie schwer diese Trecking Tour auch war, es wird für Katharina und mich ein unvergessliches Lebenserlebnis bleiben, das wir beide gemeinsam angegangen und geschafft haben.
Wir haben die Berge und die Wege darin mit internationalen Touristen, mit Maultieren, Ochsen und Yaks geteilt. Wer einmal diese Berge gesehen hat, weiß was Demut bedeutet.
Die Menschen, die wir auf dieser Tour getroffen haben, waren allesamt super.
Einmal abgesehen von den unnötigen Querelen um das Schulprojekt und dem einen oder anderen der uns das Geld aus der Tasche ziehen wollte, sind die Nepali aufgeschlossene und freundliche Menschen, die immer ein Ohr für uns hatten, die uns in unbekannten Bereichen geholfen haben und mit denen wir gerne die letzten Wochen zusammengelebt haben. Wir haben viele Menschen kennen gelernt und fast überall die Wärme gespürt, in diesem Land willkommen zu sein.
Wir haben lange Spaziergänge im Staub gemacht, sind mit Rikscha, Taxi und Bus! gefahren.
Was uns Nepal an Sehenswürdigkeiten zu zeigen hatte, war in der Zeit in der wir dort waren gar nicht zu schaffen. Es gibt in diesem Land tausende von Tempeln der Hindus, der Buddhisten und einem Mix aus beiden. Als sich die Hindus von den Buddhisten zu sehr eingeengt fühlten, haben sie einfach Buddha zu einer Inkarnation eines Hinduistischen Gottes erklärt und damit gehörte er zum Hinduismus.
Wir haben im Kathmandu Tal die wichtigen heiligen Stätten gesehen. Den Singha Durbar Square in Kathmandu, das Narayanti Museum im alten Königspalast, die großen Monesteries (Klöster) von Gokarna, Basantapur, Kapan, Bode und Changunarayan, den Stupa von Bodenath hatten wir täglich vor Augen, da wir im Kloster Shechen gewohnt haben, Pashupatinash sind die heiligen Tempel der Hindus und ihre Verbrennungsanlage, die ehemalige Hauptstadt von Nepal, Patan mit dem Durbar Square.
Wir haben einige Tage im Touristenzentrum Thamel gewohnt, wo sich die Welt trifft, wir sind durch die Straßenmärkte von Kathmandus Altstadt Asan geschlendert, wir waren im Naturschutzreservat Chitwan und haben von Pokhara aus die Annapurna Region gesehen, ebenfalls ein Dach der Welt, wenn auch nicht so hoch wie der Everest.
Die letzten Tage in Kathmandu waren sehr kalt (13 Grad), daher wird es Zeit für uns weiter zu ziehen, in wärmere Länder
Es war eine schöne Zeit.
Auf Wiedersehen Nepal.

Dienstag, 7. Dezember 2010

Schule in Nepal

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Katharina:
Manche Ereignisse lassen sich besser aus einer zeitlichen Entfernung betrachten, unsere Zeit in der Schule in Kathmandu ist ein solches Ereignis. Bis heute gelingt es mir nicht, dass Erlebte einzuordnen und zu fassen, zu vieles ist mir fremd, kann ich nicht deuten.
Nun beginnen wir einfach am Anfang.
Von Deutschland aus haben wir uns Gedanken gemacht, auf welche Weise wir mit den Menschen der jeweiligen Länder wohl in Kontakt kommen könnten. Da unsere Reiseveranstalter Dendi und Susanne Sherpa von „Nepal plus“ in Kathmandu ein Schulprojekt unterstützen, erschien uns die Mithilfe in einem Schulprojekt als gute Möglichkeit der Kontaktaufnahme. Wir hatten die Idee Unterrichts- und Baubegleitend tätig zu sein. Dies wurde uns von unseren Reiseveranstaltern auch zugesagt.
In Nepal haben wir dann durch Gespräche mit Nepali erfahren, dass viele Kinder zuhause in ihrem jeweiligen Dialekt sprechen. Erst in der Schule lernen sie Nepali, die Amtssprache und die Sprache, mit der sie sich in allen Landesteilen Nepals verständigen können. Erst in der fünften Klasse lernen sie Englisch. Dies gilt für die staatlichen Schulen. Da viele Menschen dieses staatliche System nicht für gut halten, gibt es sehr viele Privatschulen. Diese werden häufig vom Ausland unterstützt. Da die meisten Menschen hier sehr arm sind, sich aber der Wichtigkeit der Schulbildung für ihre Kinder bewusst sind, versuchen sie ihre Kinder auf eine solche Privatschule zu geben, haben aber zeitweise das Geld nicht, um diese Schule zu zahlen. So sind Privatschulen immer auf der Suche nach Geld von außen. Ein großer Unterschied der Privatschulen zu den Staatsschulen ist, dass diese von Beginn an Englisch unterrichten.
Dies stellte ich mir besonders interessant vor, da unsere „Förderschule Lernen“ in Rheinland Pfalz Englisch als Pflichtfach einführen will, wobei hier das Deutsche meiner Meinung nach oft schon als erste Fremdsprache angesehen werden kann.
Soweit zur Ausgangssituation.
Es gab mehrere Kontaktaufnahmen, schon in den Schulferien hatten wir uns das Gebäude mit Dendi, Susanne, Sonam und Karma angeschaut und mögliche Baumaßnahmen besprochen. Nach Schulbeginn dauerte es dann eine Woche bis geregelter Unterricht lief. Viele Schüler waren noch nicht aus dem Umland um Kathmandu zurück. Es gab noch ein Festival in der Mitte der ersten Woche und so sparte man sich die Fahrkarte zur Schule für diese Zeit.
Unser erster Tag in der Schule:
9:30 (ist das nicht ein Traum liebe Kollegen?) Aufstellung auf dem Schulhof vor den Flaggen. Der Lehrkörper steht vorne, die Studenten stehen nach Klassen geordnet ihm gegenüber. Die jüngste Klasse besteht aus Studenten von etwa drei Jahren. Die Ältesten sind in der achten Klasse und ca. 14 Jahre alt. Die Arme werden ausgestreckt nach vorne um den korrekten Abstand zum Vordermann zu haben. Vom Lehrkörper wird ein Kommando gegeben, es folgt ein Gebet/ Gedicht von allen gemeinsam gesprochen. Dann tritt ein älterer Schüler nach vorne und gibt mit einer Trommel einen Rhythmus vor, nach dem die Studenten gymnastische Bewegungen machen. Anschließend ruft die Konrektorin einzelne Schüler (das Wort für Schüler habe ich nie gehört, es waren immer „students“) nach vorne. Diese stellen der Studentengemeinschaft eine Aufgabe. Wenn sie von einem Student gelöst wird, klatschen alle. Dann wird ein Marschrhythmus vorgegeben und die Klassen marschieren alle in Reih und Glied in ihre Klassenräume.
9:45 Unterrichtsbeginn. (Unterrichtsende 16:00) Es stellt sich heraus, dass es für uns zunächst keine Möglichkeit gibt etwas zu bauen, da keine Materialien vorhanden sind. Man bietet uns an, einen Tag beim Unterricht zuzuschauen und danach dann selber zu unterrichten. Da wir beide sehr neugierig auf die Schule sind, wollen wir uns zunächst einmal den Unterricht anschauen.
Günter und ich teilen uns auf und schauen in verschiedene Klassen / Unterricht hinein. Ich beginne in der Mittelstufe. Außer einer Grammatikstunde Englisch in der besprochen wird, was in die Klammern einzusetzen ist, gelingt es mir nicht an einem Unterricht teilzunehmen. Die Lehrer scheinen mit dem Vorschlag ihres Prinzipals nicht einverstanden zu sein. Wenn ich in einer Klasse bin, taucht einfach kein Lehrer auf. Die Schüler sind sehr angenehm, äußerst interessiert und ab Klasse fünf auch gut in der Lage mit uns auf Englisch zu kommunizieren.
Da die Klassenräume sehr offen sind, kann man hören, was in Nachbarklassen passiert. Der Umgang der Lehrer mit den Schülern erscheint mir im Vergleich mit meinen Erfahrungen als Lehrerin als sehr distanziert, in Richtung militärisch. Die Schüler springen auf, wenn ein Lehrer den Raum betritt, es gibt ein gemeinsames „good morning Sir.“ Wenn ihnen gesagt wird setzen, heißt es „thank you Sir“. Die Schuluniformen unterstreichen diesen Eindruck.
Die Studenten der älteren Klassen sind zumeist in der Lage offen, freundlich und interessiert auf uns zuzugehen. Ich habe nicht den Eindruck, dass die distanzierte Umgangsform für die jungen Menschen ein Problem darstellt. Für uns ist es sehr ungewöhnlich, vor allem da auch Knüffe, Schläge und Anschreien hier noch probate Erziehungsmittel sind. Dass dies auch für den privaten Bereich in Nepal der Fall ist, wurde uns schon vorher von Susanne erzählt.
Meine Schwierigkeiten fangen da an, wo ich dreijährige auf Stühlen sitzen sehe. Höre, wie sie den gesamten Vormittag standardisierte Sprüche aufsagen und ansonsten ruhig auf den Stühlen sitzen müssen. Mit drei Jahren beginnt hier der Schulbetrieb. Eine volle Hose ist eine Katastrophe und führt zu schlimmen Szenen. Die ersten drei Jahre sind die Kinder in der nursery-school. Der Unterricht ist in diesen ritualisierten Phasen immer auf Englisch. Da die Studenten von Anfang an sowohl Nepali, als auch Englisch lernen, lernen sie auch zwei völlig verschiedene Schriftarten. Diese kleinen Kinder schreiben in Druckschrift ganze Sätze auf Englisch ab, immer wieder, stundenlang. Ungewöhnlich finden wir auch, dass sie beim erlesen zunächst laut buchstabieren, bevor sie die Buchstaben zusammenziehen. Nachdem wir das bei den Kleinen erlebt haben, ist uns bei einigen erwachsenen Nepali aufgefallen, dass sie beim Schreiben englischer Wörter diese vorher buchstabieren.
Diese sehr verschulte Art des Kindergartens hatten wir in etwas abgeschwächter Form schon in Indonesien/Flores kennen gelernt. Auch hier tauchten in unseren Köpfen große Fragezeichen auf. Vor allem weil die engagierte Erzieherin Elke aus Hamburg hier Fortbildungen im Umgang mit kleinen Kindern gab.
Die Länder die wir bis jetzt kennen gelernt haben, beginnen sehr früh (ab drei Jahre) mit dem Unterricht. Lesen, Schreiben, Rechnen und Englisch. Die jungen Menschen mit denen wir gesprochen haben sind mit ihren Ausbildungen jedoch nicht früher fertig als unsere Schüler in Deutschland.
Bilder: Abmessung der Entfernung zum Vordermann; Gebet / Gedicht; Studenten vor den Flaggen; Vierjährige beim Unterricht; Vierjährige beim Schreiben; Klasse 7 / 8 bei der Arbeit; Fröhliche Schulkinder in Nepal; Klasse 3; „Fotos, please!“;