Unsere Reise nach Süd-Ost-Asien
Unsere Erlebnisse, Eindrücke und Empfindungen auf einem für uns noch geheimnisvollen Kontinent

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Samstag, 25. Juni 2011

Letzte Tage auf Flores

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Günter:
Lange haben wir überlegt wie wir 10 Monate Reise durch Asien beenden können. Um die vielen Bilder, die wir im Kopf haben zu sortieren, um die vielen Eindrücke einmal sacken zu lassen ohne neue hinzuzufügen, ist unsere Idee, die letzten 3 Wochen vor der Rückreise an einem ruhigen Platz in Stille zu verbringen. Wir wollen uns Ausruhen und uns mental auf die sicher ganz andere Welt, in die wir nun bald zurückkehren werden, vorzubereiten.
Auf der einen Seite freuen wir uns sehr darauf unsere Kinder, die Familie und Freunde wieder zu sehen. Auf der anderen Seite lassen wir hier natürlich auch einiges zurück. Wer wie Katharina und ich so intensiv durch einen Erdteil gereist ist, hat sich verändert.
Unsere Frage war, ob wir diese letzten Wochen in Südthailand oder auf Flores verbringen möchten. Letztlich war die Entscheidung nicht besonders schwer und wir haben uns für Flores entschieden. Hier haben wir gute Freunde, bei denen wir unterschlüpfen dürfen. An dieser Stelle noch einmal „Vielen Dank“ an Netty und Franz in Maumere die uns wie gute alte Freund begrüßt haben und uns das Gefühl geben, hier auch zu Hause zu sein.
Wir haben die Zeit dennoch nicht nur ausgespannt, gelesen und lange Gespräche geführt. Wir haben die Zeit hier genutzt, um uns die Insel in all ihrer Schönheit und Vielfältigkeit anzusehen.
Wir sind an einem Tag durch den Dschungel gewandert, um an den heißen Quellen des Vulkans Egon zu picknicken. Wir haben uns die unberührten schwarzen Sandstrände von Bola und die weißen Strände von Doreng angesehen. Auf der Südseite der Insel waren wir in Ende. In Mataloko waren wir beeindruckt vom Seminarcenter von Pater Kurt, in dem im letzten Jahr über 5000 Seminarteilnehmer an Weiterbildungen teilgenommen haben.
Wir waren in Bajawa und haben in den heißen Quellen von Soa gebadet. In Bena haben wir einige Zeit in einem traditionellen Dorf verbracht und viel über ihre matriarchalischen Sitten und Gebräuche gelernt. Die Insel bietet im Hochland viele Sorten Gemüse, das Meer liegt mit seinem Fischreichtum vor der Tür und bietet viele Möglichkeiten zum Schwimmen, Schnorcheln und Tauchen. Die Unberührtheit der Insel lädt geradezu zu Abenteuern im Dschungel ein. Wir könnten die Liste der Dinge in der Natur, die uns hier beeindruckt haben immer weiter schreiben.
Wichtig ist uns aber auch ein Danke an die Familie von Netty zu sagen, ihre Brüder und Schwestern und andere Verwandte, die uns in vielen Gesprächen geholfen haben, mehr über das Leben der Menschen auf dieser Insel zu erfahren. Wir denken, wir als Europäer werden die Menschen hier wohl nie ganz verstehen. Dennoch glauben wir fest daran, dass es eine Möglichkeit gibt Brücken zu bauen, mit den Menschen in Asien zusammen zu leben und viel von ihnen zu lernen.
Am Wochenende werden wir nach Bali fliegen, dort noch zwei Tage verbringen und uns dann über Bangkok und Taiwan auf den Heimweg nach Deutschland machen.
Dies ist unser letzter Blog aus Asien und wir möchten uns bei allen bedanken, die uns in den vergangenen Monaten auf unserer Reise begleitet und die Treue gehalten haben. Wir hatten in den Monaten in der Welt mehr als 2000 Leser. Dies zeigt uns, dass wir viele Menschen mit unseren Berichten erreicht haben.
Den letzten Blog werden wir dann aus Deutschland schreiben und damit einen Teil unseres Lebens abschließen, den wir trotz aller Anstrengungen nicht missen möchten.
Wir haben viel mehr über uns gelernt, als wir uns noch zu Beginn unserer Reise vorgestellt haben.
Bilder: Impressionen von Flores.






















Donnerstag, 9. Juni 2011

Hoi An und Saigon

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Günter:
Nach einer Fahrt von 3 Stunden erreichen wir Hoi An. Dem Besitzer der Buslinie gehört auch das Hotel, vor dem wir in der Stadt ankommen. Wir hatten angenommen, auf dem Busbahnhof zu landen und fragen uns, wie wir von hier nun zu unserem Hotel kommen. Diese Form des „Einfangens“ von Kunden, wir sollen natürlich in diesem Hotel bleiben, scheint jedoch bekannt zu sein. Noch in der Überlegung, was wir nun machen sollen, sehen wir unseren Namen auf einem Plakat, unser Empfangskomitee von unserem Hotel ist auch da. Es scheint also bekannt zu sein, wie hier Gäste „eingefangen“ werden und die Hotels scheinen zu wissen, wo die Busse ankommen.
Auch hier bekommen wir ein schönes Zimmer, wir sind überrascht, wie groß und gut eingerichtet die Hotelzimmer in Vietnam sind. Da wir etwas länger bleiben wollen, haben wir ein Zimmer für 18 € gemietet. Dafür haben wir nicht nur die Klimaanlage, sondern auch noch einen Fernseher, einen Computer mit Internetzugang und einen Balkon mit einer schönen Sicht auf die Stadt (4. Etage) im Zimmer. Frühstück ist im Preis auch inbegriffen.
Hoi An ist ein verträumtes Städtchen in der Nähe der ehemaligen Demarkationslinie. Sehr schnell merken wir, dass auch hier niemand etwas vom Vietnamkrieg hören will – Schnee von gestern. Zurzeit haben wir Nebensaison hier, es sind kaum Touristen da. Wir haben auf den Straßen, den Märkten und den Restaurants viel Platz. Die Stadt ist ausgerichtet auf Handwerk, Schneider und Schuhmacher gibt es sehr viele. Hier können die Kunden alles bekommen was das Herz begehrt. Man sucht sich in Katalogen Schuhe aus, die einem gefallen, legt Ledersorte und Farbe fest und innerhalb eines Tages sind die Schuhe fertig – in Handarbeit. Uns interessiert natürlich wo und wie die Schuhe gemacht werden. Also gehen wir mit unserer Schuhverkäuferin in zwei der Handwerksbetriebe und sehen uns an, wie zu unseren Fußmaßen eine Fußvorlage (Holzmodell) ausgesucht wird und darum unser Schuh gefertigt wird.
Bei Kleidung ist es genauso. Maß nehmen, Kleidungsstück aussuchen und nichts ist unmöglich. Leider passen meine Schuhe selbst nach zweimaligem korrigieren immer noch nicht. An den Maßanfertigungen hapert es noch etwas.
Nur 3 Kilometer von unserem Hotel entfernt ist der Strand. Kilometerlang weißer Sand, etwa 30 Meter breit, erstreckt sich hier das Erholungsgebiet für Einheimische und Touristen. Leider erinnert dieser Bereich an die Touristenhochburgen in Urlaubsgebieten. Es steht eine Liege neben der anderen, alles ist voll mit Sonnenschirmen und Essenständen. Alle 5 Minuten werden wir von einem Straßenhändler angesprochen, der uns etwas verkaufen will. Wem solches Strandleben gefällt, der ist hier richtig. Wir können uns vorstellen, dass hier im Winter, wenn es nicht mehr so heiß ist, die Hölle los ist. Jetzt im Sommer ist es mit mehr als 35 Grad einfach zu heiß, daher sind nicht viele Menschen hier.
Uns wird klar, dass hier anders als bei uns in Europa die Hochsaison für Badeurlaub im Winter ist.
Wir ruhen uns hier aus, sitzen im Cafe im Hafen und beobachten das Treiben der Markthändler und Straßenverkäufer und lassen die Tage einfach fließen. Hier spüren wir trotz der regen Betriebsamkeit keine Hektik oder Unruhe. Wir erleben hier wieder deutlich die asiatische Art zu leben, für alles ist Zeit genug.
Unseren Kurzaufenthalt in Saigon organisiert die Rezeption für uns. So werden wir mittags zurück nach Da Nang gefahren und steigen dort in den Nachtzug nach Saigon, wo wir gegen 5 Uhr morgens ankommen. Auch hier sehen wir wieder, wie gut die Asiaten alles organisieren können, ohne das wir davon etwas mitbekommen oder in diesen Prozess integriert werden. Es ist manchmal seltsam für uns, nicht zu wissen, was am Zielort passiert. Am Bahnhof in Saigon steht der Chef unseres dortigen Hotels und holt uns ab. Wir werden in unser Hotel gefahren, wo wir den Tag zum Schlafen und Ausruhen nutzen wollen. Dennoch machen wir über Tag einen kurzen Abstecher nach Saigon, um hier im „Vorbeigehen“ etwas Atmosphäre einzufangen. Wir haben mit vielen Menschen gesprochen, die uns gesagt haben, Saigon ist unfreundlich und die Menschen hier sprechen gut englisch. Wir erleben hier genau das Gegenteil. Wir sprechen mit freundlichen und interessierten Menschen (die englisch sprechen können) und haben einen sehr positiven Eindruck von dieser Stadt. Englisch spricht allerdings kaum jemand von den Menschen, die uns hier begegnen.
Abends geht es dann weiter zum Flughafen, um 20:25 geht unser Flieger nach Jakarta, wir starten mit etwa einer Stunde Verspätung. Für uns ist das gut, so kommen wir erst gegen 1 Uhr Nachts dort an und die Wartezeit bis zu unserem Anschlussflug nach Kupang, der gegen 6:00 starten soll, ist nicht so lang. Wir verbringen die Zeit auf einer Holzbank im Flughafen. Als dann unser vorläufig letzter Flug gegen Mittag von Kupang nach Flores startet, haben wir unser Ziel fast erreicht. In Maumere angekommen, beenden wir erst einmal wieder eine lange Reise in Asien und freuen uns auf eine schöne Zeit mit unseren Freunden Netty und Franz.
Dies ist unsere Zeit um „runter zu fahren“, der Versuch, viele Erlebnisse und Eindrücke unserer langen Reise noch einmal zu verarbeiten und so mental gerüstet zu sein, für unseren Rückflug nach Deutschland. Wir haben keine Ahnung, wie es sein wird in Frankfurt zu landen. Zuerst einmal haben wir aber noch 3 Wochen auf Flores und werden die Zeit hier genießen.
Bilder: Garküche für Cao Lau; Lecker!; Traditionelle Bekleidung; Schusterwerkstatt; Nähmaschine für Leder; Modell für Stiefel; Sonnenschutz; Altstadt am Fluss; Open Air Muckibude; 36 Grad im Schatten; Motorradhelme mit Pferdeschwanz Aussparung; Auf dem Land;












Dienstag, 7. Juni 2011

Hue, in der Mitte Vietnams

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Günter:
Wir warten auf dem Bahnhof etwa 2 Stunden bis unser Zug nach Hue eintrifft und wir unser Schlafwagenabteil beziehen können. Der Schlafwagen wurde uns als neu und modern angepriesen – na ja. Unser Abteil hat 2 Doppelbetten und wir teilen uns unser Nachtquartier mit einem irischen Paar, die in nur 2 Wochen Indochina abreißen.
Wir schlafen gut, gegen 5 Uhr am Morgen bin ich wach und kann mir die vorbeiziehende Landschaft ansehen. Schon kurz nach Sonnenaufgang sind die Menschen auf den Feldern. Es ist schon so früh sehr warm, die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch und es ist vorstellbar, dass die Arbeit sehr anstrengend und schwer sein muss. Auffällig ist, dass es, je näher wir nach Hue und damit zur Mitte Vietnams kommen, die Gräber immer mehr zunehmen. Es ist interessant die Bestattungsformen zu sehen. Hier werden die Menschen nicht auf Friedhöfen bestattet. Die Toten werden auf einer Tempelanlage beerdigt, nach 3 Jahren exhumiert, um Platz für die Nächsten zu machen und dann in der Nähe ihrer Heimat begraben. Es sind hier überall Gräber zu sehen. Neben Wegen, in den Reisfeldern oder direkt neben den Wohnhäusern. Die Menschen können sich aussuchen wo sie nach ihrem Tod begraben werden wollen.
Auf der Zugreise verblasst der Eindruck der Stadt immer mehr. Dort waren die Menschen auf das Leben mit den Touristen eingestellt, Hotels, Geschäfte und Restaurants waren auf Fremde ausgerichtet. Hier auf dem Land ist alles ursprünglich, Häuser und Dörfer sind einfach, teilweise primitiv gehalten. Wir spüren deutlich den Unterschied zwischen Stadt und Land.
In Hue angekommen geht wieder das Verhandeln mit den Taxifahrern los. Nachdem wir den Taxifahrern unser Hotel, in dem wir gebucht haben genannt haben, geht das Verhandeln wieder los. Wir drücken den Preis von 160000 Dong (ca. 5€) auf 80000 Dong, um im Hotel zu hören, dass der reguläre Preis nur 40000 Dong beträgt. Es ist immer wieder das gleiche Spiel, wir wissen nicht, wie weit wir vom Hotel entfernt sind und haben daher keine Vorstellung vom Taxipreis. Unser Hotelzimmer ist bestimmt 25 qm groß, mit einem riesigen Bett und einem tollen Bad eingerichtet. Und das alles für 8,70 €. Die Mädchen in der Rezeption sind freundlich, damit hat es sich aber auch schon. Übrigens merken wir hier wieder, dass das gesamte öffentliche Leben in Vietnam von Frauen gemeistert wird. Männer gibt es nur als Taxifahrer und als Fahrer der Fahrradrikschas. Ansonsten sehen wir Männer nur in den Straßenrestaurants beim Spielen und Trinken.
Als wir aus dem Hotel auf die Straße kommen, geht die „Belästigung“ los und wird uns in Hue nicht mehr verlassen. Alle 5 m werden wir von Straßenverkäufern angesprochen. Alles in Hue ist cheep (billig), super quality (gute Qualität) und you need it (wir brauchen es). Die Verkäufer sind sehr penetrant, sie laufen nicht nur hinter uns her, sie halten uns am Arm fest und bedrängen uns körperlich. Wir empfinden das als sehr schlimm, es macht uns wütend.
Wir buchen einen Tagesausflug zu Gräbern und historischen Stätten. Es ist sehr interessant zu sehen, dass der Wiederaufbau der Geschichte in diesem Land, teilweise auch mit deutscher finanzieller Unterstützung, begonnen hat. Viel gibt die Stadt allerdings nicht her und wir sind froh, nicht länger als 3 Nächte gebucht zu haben.
Hier sind wir nahe der Demarkationslinie zwischen dem ehemaligen Nord- und Südvietnam. Hier in Hue und dem etwas südlicher liegendem Da Nang haben im Vietnamkrieg viele Kämpfe stattgefunden. Zu unserer Verwunderung gibt es diesen Krieg aber nicht mehr im Bewusstsein der Menschen. Auf unsere Fragen zu diesem Thema gibt es keine Reaktionen. Weder Gedenkstätten noch Museen weisen auf diese schlimme Zeit hin. Für die Menschen hier scheint die Zeit erledigt zu sein, es ist nur noch die Zukunft interessant. Dennoch treffen wir hier gar nicht auf amerikanische Touristen.
Morgens um 8 Uhr geht es weiter nach Hoi An, die südlich von Da Nang gelegene Stadt, die im Laufe der Jahrzehnte das Flair des alten Vietnams beibehalten haben soll. Wir sind sehr gespannt.
Bilder: Anlage mit Werken von heimischen Künstlern; Motorroller Brücke; Zitadelle; Kaiserlicher Thron; Topf für ein langes Leben; Gartenanlage; Und ein bisschen Buddha; Drachenlöwe mit Günter; Steinerne Wächter; Kung Fu Vorführung; Räucherstäbchen; Restauriert mit deutscher Unterstützung; Typische Bekleidung älterer Vietnamesen; Auf dem Drachenboot; Gartenhausteich; Vietnamesische Pampelmusen; Die Pagode, Hue´s Wahrzeichen; Es ist so heiß; Vietnamesischer Mönch; Vielblütenbaum.