Unsere Reise nach Süd-Ost-Asien
Unsere Erlebnisse, Eindrücke und Empfindungen auf einem für uns noch geheimnisvollen Kontinent

Seiten

Donnerstag, 25. November 2010

Was wir in Kathmandu schon gesehen haben

´
Günter:
Was uns immer über den Weg läuft, bzw. sitzt, sind die Bettler. An jeder Straßenecke sitzen Behinderte oder Alte und betteln jeden, der vorbeigeht, an. Katharina hat sich angewöhnt jeden Tag eine bestimmte Summe an Kleingeld an viele Bettler zu verteilen. Einige Touristen sind zu großzügig mit Geld und geben 1 € bis 5 € in die Hand. Bei uns sind es immer 5 – 20 Cent und wir denken, dass reicht auch.
Von den Kindern werden wir direkt angesprochen, sie zerren an der Kleidung, halten sich fest und werden böse wenn sie kein Geld bekommen. Hier geben wir grundsätzlich nichts. Die Kinder gehören in die Schule und sollen sich nicht daran gewöhnen, auf der Straße mit betteln Geld zu verdienen. Wenn sie erst einmal diese Grundeinstellung haben, werden sie das Betteln zur Grundlage ihrer Einkünfte machen.
Besonders schwer ist es uns am Anfang gefallen, die Mütter mit kleinen Kindern auf dem Arm und einer leeren Babyflasche in der Hand, zu ignorieren. Sie wollen kein Geld für sich, sondern nur Geld „für Baby to buy milk in supermarket“. Wenn sie Geld bekommen, wird aber keine Milch für das Baby gekauft. Das Geld wird bei den Männern abgeliefert, die auf diese Weise nicht arbeiten brauchen und Geld zum Trinken haben. Wenn man den Müttern vorschlägt, mit ihnen in den Supermarkt zu gehen und Milch zu kaufen, sind sie nicht interessiert.
ZUSATZ: Gerade heute Nachmittag, ich wollte noch einige Fotos für den Blog machen, passiert etwas Ungewöhnliches. Die erste Mutter weigert sich wie immer, mit uns in den Supermarkt zu gehen. Die zweite Frau stimmt zu, geht sogar vor und bringt uns zielgenau zu dem Regal, in dem die Milch für ihr Kind steht. Wir haben die Milch gekauft und ihr gegeben. Für uns eine neue Erkenntnis.
Die Regierung tut übrigens nichts für oder gegen Bettler. Sie erhalten keine staatliche Unterstützung und wer sich nicht genug zusammenbettelt hat eben Pech gehabt. Viele dieser Menschen leben und schlafen auf den Straßen. Es gehört zum Stadtbild, dass an fast jeder Ecke eine Frau, ein Mann oder ein Kind liegt und schläft. Dieser Zustand wird von der Polizei einfach ignoriert.
Mittlerweile haben wir uns an diese Bettler gewöhnt. Auf der einen Seite mag das nicht richtig sein, aber wir können nicht die Armut in Nepal finanzieren.
Mit dem Klima und der Gewohnheit ist das hier genauso. Als wir vor einigen Wochen in Nepal ankamen wunderten wir uns über die vielen Menschen, die bei Temperaturen um 25 Grad mit dicken Jacken und Mützen herumliefen, die Touristen hatten T-Shirts und kurze Hosen an. Mittlerweile ist die Abendtemperatur hier auch bei 17 Grad angelangt und wir frieren höllisch. Dicke Socken, die Fließjacke mit langer Hose und Buff gehören ab nachmittags und auch morgens bei 17 Grad zu unserer Grundausstattung. Katharina vertritt zurzeit die Meinung, dass wir im November grundsätzlich frieren, egal wie kalt es ist.
Mit unserem Schulprojekt ist es übrigens nichts geworden. Zuerst haben wir fast zwei Wochen auf unseren Einsatz gewartet, dann waren wir zwei Vormittage in der Schule. Dort sollten wir die Kids „teachen“, wie auch immer das gehen sollte. Im Grunde genommen war aber niemand an unserer Arbeit in der Schule interessiert. Die geplanten Arbeiten, wie Reparaturarbeiten, konnten wir nicht durchführen, es war kein Material da. Geld zum Einkaufen gab es ebenfalls nicht. Daher haben wir beschlossen, das Projekt zu beenden. Katharina wird zum Schulprojekt aber noch einen eigenen Blog schreiben.
Anfang Dezember werden wir ein Paket nach Deutschland schicken, um unsere Kleidung für kalte Tage (Trecking Ausrüstung) und die gekauften Geschenke und Souvenirs loszuwerden. Auch das ist eine abenteuerliche Aktion. Bei den Versandfirmen hier in Kathmandu kostete ein Paket nach Deutschland (ca. 20 kg) bei den ersten Anfragen rund 400,- $. Mittlerweile haben wir ein gutes Angebot für 140,- $ und das scheint auch noch nicht das Ende zu sein. Hier macht jeder, egal wo, seine eigenen Preise – und oft bekommt er das Geld auch.
Wir sind jetzt schon lange genug hier, um schnell zu erkennen wer uns über den Tisch ziehen will. Gerade heute habe ich für eine Ganesha Statue, die sehr schön ist und daher 2500 RP kosten sollte, am Ende 1100 RP (11 €) bezahlt. Der Verkäufer wird allerdings mit seinen Kindern einen Monat nichts zu essen haben, weil ich nur so wenig bezahlt habe. Ich denke er hat selbst an diesem Geschäft noch gut verdient.
Wir haben durch die Beendigung des Schulprojektes nun einige Zeit, die wir füllen müssen. In Kathmandu haben wir fast alle Sehenswürdigkeiten gesehen und bestaunt. Darüber werde ich noch einen gesonderten Blog schreiben damit unsere Leser auch erkennen, dass wir uns selbst vor Kultur nicht fürchten.
Morgen werden wir zu einer Rundreise durch Nepal starten. Wir werden den Nationalpark in der Tiefebene Chitwan besuchen, um vom Rücken von Elefanten aus Nashörner und bengalische Tiger zu beobachten. Wir werden vom Einbaum aus die Krokodile sehen und einen Marsch durch den Dschungel machen. Danach fahren wir nach Pokhara, dem Ausgangspunkt für die Trecking Touren ins Annapurna Gebiet. Die Sicht auf den Himalaja soll hier genau so atemberaubend sein, wie im Everest Gebiet.
Es kann sein, dass wir am 30.11. noch nicht wieder in Kathmandu sein werden und Herbert nicht zum Geburtstag gratulieren können – falls wir kein Internet Cafe finden.
Also Herbert in Münster, feiere deinen 82. Geburtstag schön im Kreise deiner Familie. Wir melden uns am Dienstag wenn wir können, sonst rufen wir Mittwoch oder Donnerstag an.
Bilder zu diesem Blog werden erst in der nächsten Woche eingestellt. Da unsere Blog Designerin Stefanie sehr abgespannt wirkte, haben wir ihr einige Tage Urlaub genehmigt. Sie wird die Bilder einfügen, sobald sie wieder zurück ist. Schöne Tage Stefanie.



Mönche sammeln und segnen Spenden

Sammlung für die Armen

Der Stolz der Bettler


Die Scham der Bettler

Mutter bettelt um Milch für ihr Kind, Flasche schnell versteckt



Bettelnde Kinder


Mutter bettelt um Milch für ihr Baby


Mutter geht mit in den Supermarkt um Milch zu kaufen



BehinderZentriertter Bettler mit Rollstuhl

Montag, 22. November 2010

Neues aus Kathmandu

´
Günter:
Im vorletzten Block hatte ich ein Bild von einem Wasserwagen vorgestellt, ohne dazu näher etwas zu sagen. Es gibt in dieser Millionenstadt Kathmandu nur an wenigen Stellen fließendes Wasser. Hier haben die Menschen eigene Brunnen oder werden von den Bergen her über eine dicke Rohrleitung zentral versorgt. In den meisten Gebäuden gibt es Wassertanks auf den Dächern, die eben von diesen Wasserwagen regelmäßig befüllt werden. Durch den Wasserdruck von oben wird das Wasser dann durch die Leitungen gedrückt, wenn viele Zapfstellen Wasser benötigen ist der Druck entsprechend gering und es tröpfelt nur so aus den Hähnen. Pumpen für den Druck gibt es kaum.
Das zweite Problem heißt Strom. Wir haben sehr oft Probleme mit dem Zugang zum Internet, weil hier der Strom nach Belieben morgens und abends abgeschaltet wird. Das dient zum Zweck des Energiesparens bei der Stromerzeugung (Öl, Gas, Kohle). Niemand weiß, wann und für wie lange der Strom abgestellt wird, obwohl eine Abschalteliste mit den Zeiten vorliegt. Aber was ist hier in Nepal schon klar – kann sein oder kann nicht sein! Die Abschaltung kann zwischen einer und vier Stunden liegen. Einige Geschäfte und Hotels haben Notstromdiesel, um wenigstens die Versorgung mit Licht zu gewährleisten. Auch in unserem Kloster gibt es für das Notlicht einen solchen Notstromdiesel. Allerdings gibt dieser nur Strom für Licht, die Steckdosen sind nicht versorgt. Telefone oder die WLan-Router gelten hier als nicht wichtig und bleiben ebenfalls abgeschaltet. So kann es sein, dass wir beim skypen abgeschaltet werden und Internet und mailen nicht möglich ist, obwohl wir für feste Zeiten Kommunikation mit Deutschland zugesagt hatten – Sorry! Die Menschen hier gehen übrigens gelassen damit um, jeder kennt die Abschaltungen und viele gehen abends ohne Taschenlampe gar nicht mehr raus. Wir haben uns am ersten Abend der Stromabschaltung im Dunklen ganz fürchterlich verlaufen und sind nach langem Suchen mit viel Glück in unserem Kloster angekommen.
Unser Karma Guide hat uns in den ersten Tagen in Kathmandu eine der vielen Webereien gezeigt, in denen die berühmten nepalischen Teppiche gewebt werden. Wir wollten keine der Fabriken sehen, sondern einen der vielen privaten Handwerksbetriebe, die eine Weberei als Lebensgrundlage betreiben. Für uns war diese Besichtigung erschreckend und erschütternd. Hinter einem Eisentor kamen wir auf einen dreckigen Hof, auf dem etwa 25 Frauen und Kinder bei der Mittagspause saßen. Zu essen gab es dort nichts. In einem kleinen Anbau standen 3 Webstühle, auf denen Teppiche gewebt oder geknüpft wurden. Karma erzählte uns, dass diese Menschen in dem kleinen, baufälligen Haus neben der Weberei leben. Dort waren bis zu 50 Menschen in kleinen, kalten und dreckigen Räumen untergebracht. Für uns leben diese Menschen unter unwürdigen Bedingungen. Einen Schlafplatz, der von 2 Erwachsenen und 6 Kindern bewohnt wird, habe ich als Foto beigestellt. Die Frauen und Kinder machen in der Weberei die Arbeit, während die Männer Feste feiern und trinken. Wir waren froh, als wir diesen fürchterlichen Betrieb verlassen konnten. Leider ist diese Art zu leben in dieser Stadt kein Einzelfall, tausende Menschen leben hier unter solchen Bedingungen.
Was man in Kathmandu immer kann, ist einkaufen. Dadurch, dass die Bevölkerung mit Hindus und Buddhisten gut durchmischt ist, hat immer nur ein Teil der Bevölkerung ein Festival (Feiertag), der andere Teil arbeitet normal. Damit sind an 7 Tagen in der Woche immer Geschäfte geöffnet. Die Straßenstände sind ebenfalls geöffnet. Wir sehen nur an den geschlossenen Schulen, dass ein Feiertag ist. Die Schulen schließen bei hinduistischen wie auch bei buddhistischen Festivals.
Mit den Taxifahrern kommen wir mittlerweile gut klar. Wir wissen, wie teuer eine Fahrt etwa sein kann und das Verhandeln fällt uns nicht mehr schwer. Wenn eine Fahrt 200 Rp Wert ist, verlangt der Fahrer immer zuerst 600 – 700 Rp. Er bekommt dann einen Festpreis von 200 Rp angeboten. Wenn er annimmt ok, wenn nicht, suchen wir uns ein anderes Taxi. Davon gibt es Hunderte, die überall herum stehen und auf Kunden warten. Zu 90% sind es kleine Suzuki Autos, aus Indien für wenig Geld eingekauft, total zerbeult, ohne Innenverkleidung und mit schlechten Sitzen. Dafür aber dreckig, was uns kaum noch etwas ausmacht.
Was für uns wirklich nervig ist, dass alle hier denken alle Ausländer sind reich und müssen abgezockt werden. Wenn ein Nepali Bananen kauft, bezahlt er für 5 Stück 20 RP, wir sollen dafür 80 Rp bezahlen. Das sind 80 Cent und die Bananen sind immer noch billiger als zu Hause. Dennoch ist diese Abzocke beim Einkaufen, wie auch bei den Taxifahrern ein Ärgernis für uns. Die Nepali freuen sich riesig, wenn sie uns das Geld aus der Tasche ziehen können. Durch Gespräche mit bekannten Nepali und viel Beobachtung an den Straßenständen, bekommen wir langsam ein Preisgefühl. So können wir auch ein Kilo Mandarinen für 50 Cent kaufen, wir haben aber am Anfang weit mehr dafür bezahlt. Die Menschen glauben wirklich, durch die Abzocke der Touristen zum gleichen Wohlstand wie diese zu kommen. Woher die Nepali diese Meinung haben, ist uns total unklar. Wenn wir uns demnächst mit den Preisen auskennen, geht es dann weiter nach Thailand und dort geht alles wieder von vorn los.
Warum laufen wir, seit wir in Kathmandu sind, mit Mundschutz herum? Die Stadt besteht nur wenig aus geteerten Straßen. Die meisten Straßen und Wege bestehen aus Lehm und Sand. Da es schon seit Monaten nicht mehr geregnet hat, ist hier alles STAUB trocken. Und das ist das magische Wort. Am frühen morgen ist die Luft noch klar, aber im Laufe des Vormittags wird immer mehr Staub aufgewirbelt. Dazu kommt noch, dass hier den ganzen Tag über Hauptverkehrszeit ist. Es sind Hunderttausende von Autos unterwegs, die sich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h durch die Stadt quälen. Es gibt lange Wartezeiten in diesen Staus und der Staub und die Abgase kommen in die Autos. Wenn es dann noch heiß ist, wird das Autofahren unerträglich. Doch ohne Taxi sind die weiten Strecken hier nicht überwindbar, auch wenn wir für 5 km oft 1,5 Stunden benötigen. Das Atmen fällt immer schwerer, Hustenreize sind normal. Hier hilft wirklich nur noch ein Mundschutz, auch der nur eingeschränkt. Der Staub zieht durch die Kleidung, wir sind genau so dreckig wie die Nepali. Da hilft auch regelmäßiges Duschen nicht. Sobald wir unser Kloster verlassen, sind wir diesem Staub und den Abgasen ausgesetzt. Da hilft nur noch Regen. Aber dann wird aus dem Staub Matsch. Wenigstens wäre dann das Atmen einfacher.

Teppichknüpferei im Hinterhof

die größeren Kinder der Knüpferei


Wohnraum für 8 Personen in der Knüpferei

Zentrales Wasserwerk Kathmandu

Deckenhersteller am Straßenrand


Schutz gegen Staub und Abgase
Tuk Tuk im Personenverkehr

Und wieder ein Festival

Gemüsemarkt

Kühe gehören zum Stadtbild

Lebensraum in der Altstadt

Ritual: Verbrennung des heiligen Fadens mit Zuckerrohrstäben


Öffentliche Körperwaschgelegenheit

Der siebenjährige oberste Hohepriester des buddhistischen Goldenen Tempels


Mittwoch, 17. November 2010

Das Kloster Shechen

´
Günter und Katharina:
Wir haben in den letzten Blogs mehrfach über das Kloster Shechen gesprochen, in dem wir während unserer Zeit in Kathmandu wohnen. Um nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, wir würden in einer dunklen Burg mit hohen und dicken Mauern leben, möchten wir das Kloster einmal vorstellen.
Das ursprüngliche Kloster Shechen wurde 1950 während der chinesischen Besetzung Tibets zerstört. Dennoch wurde sein Wesen von Dilgo Khyentse Rinpoche erhalten, der nach Nepal ins Exil geschickt wurde und in Kathmandu ein neues Kloster plante und errichtete. Dilgo Khyentse Rinpoche war einer der letzten großen Meister, der seine gesamte Ausbildung noch in Tibet abgeschlossen hat. Er war der Lehrer der größten Lamas der heutigen Zeit und starb 1991 im Alter von 81 Jahren.
Während also das Gebäude selbst ganz neu und lebendig ist, sind die Philosophien, Kultur und Praktiken, die wir finden in seinen Mauern so alt wie die Zeit selbst. Das neue Shechen Kloster liegt in der Nähe des Bodhnath Stupa. Das Shechen Kloster ist eines der sechs wichtigsten Klöster Tibets, obwohl es jetzt ist Nepal zu finden ist.
Dilgo Khyentse Rinpoche hat seine Geisteshaltung in den Wiederaufbau des Klosters eingebracht und er wusste, dass es kein gewöhnliches Gebäude tun würde. Das Gebäude musste nicht nur die perfekte Atmosphäre für die traditionellen Philosophien und die Kunst des Klosters besitzen, es musste ein besonders gutes Beispiel für tibetische Kunst werden, da viele Menschen diese Kunst nicht in Tibet erleben können.
Also entschied er sich im Jahr 1980 für eine Baustelle im Kathmandu-Tal, und er begann die Suche nach Handwerkern, die den Job machen konnten. Er suchte Steinmetze, Bildhauer, Goldschmiede, Schneider und Maler, die alle zusammen arbeiteten, um die Art von tibetischem Meisterwerk, dass das Shechen Kloster geworden ist, zu schaffen. Die Arbeiten wurden unter seiner eigenen Kontrolle und Liebe zum Detail durchgeführt. Khyentse Rinpoche war nicht daran gelegen, dass die Arbeit schnell getan wurde, es ging ihm darum, dass sie gut getan wurde. Die Bauzeit des Klosters dauerte daher auch viele Jahre. Mit Gold vergoldet und mit ungeheuer schönen Kunstwerken, Statuen und mit spiritueller Bedeutung ist das Kloster heute ein ganz besonderer Ort.
Heute ist das Kloster Shechen die Heimat von mehr als 300 Mönchen, die aus unterschiedlichen Himalaya-Regionen und darüber hinaus gekommen sind, um zu studieren und hier zu leben. Das Kloster lehrt Musik, Tanz, Malerei und buddhistische Philosophie. Die integrierte Grundschule dient auch dazu, eine moderne Erziehung für Kinder zwischen fünf und vierzehn Jahren zu bieten. Danach kann ein Student entscheiden, ob er einen zweijährigen Kurs belegen will, der ihn qualifiziert, am Shechen Institut zu studieren. Viele von denen, die jetzt als Lehrer tätig sind, waren einst Schüler, die hier selbst gelernt haben. Viele Lehrer aus der gesamten Region sind oft hier, um ihre Erleuchtung mit den Schülern teilen zu dürfen. Die Mönche im Kloster versuchen zu dienen und sich um die die spirituellen Bedürfnisse der Gemeinde zu kümmern.
Für die Gäste aus dem In- und Ausland, gibt es im Kloster ein Gästehaus mit rund 25 Zimmern, die vermietet werden. Uns ist es gelungen, eines dieser Zimmer bis zum 08.12. anzumieten, sodass wir hier am spirituellen Geschehen des Klosters teilnehmen dürfen.
Das Kloster verfügt übrigens über eine sehr gut Küche und eine Bäckerei, die einen sehr guten Kuchen backen kann. Und das alles zu einem guten Preis.








Montag, 15. November 2010

Wieder in Kathmandu - der Alltag

´
Günter:
Heute möchte ich berichten, was so alles im Alltag passiert.
Als erstes ist es nötig, in diesem Blog danke schön an Stefanie zu sagen. Sie ist von Dresden aus die gute Seele unseres Blogs. Sie veröffentlicht die Bilder und kümmert sich sehr liebevoll um ein immer aktuelles Kopfbild. Oft schaffen wir es nicht, die Bilder hoch zu laden. Steffi ist immer zur Stelle und sorgt für einen aktuellen Blog. Vielen Dank.
Nach über 3 Monaten in der „Wildnis“ waren meine Haare lang und wild und das Haare schneiden stand an. Also haben wir uns, trotz meiner Skepsis den nepalischen Frisören gegenüber, in einen „Hair Saloon“ begeben. Es war ein Erlebnis. Abgesehen davon, dass der Frisör sofort wusste, was ich wollte und meine Haare kurz und gut geschnitten hat, war damit das Erlebnis noch nicht zu Ende. Es gehört hier auch rasieren dazu und Haare waschen. Was für mich neu war, war die Kopfmassage die zum Schluss folgte. Super entspannend und erholsam. Das würde ich mir für meine Frisörtermine in Deutschland wünschen. Neu gestylt kam ich nach ca. 30 Minuten aus dem Geschäft heraus – und das Ganze für 200 RP, rund 2,- €. Das werde ich mir hier noch einmal gönnen.
Kathmandu ist eine Stadt voller Hunde, um die sich niemand kümmert. Sie werden zu hunderten wild geboren, vermehren sich also unkontrolliert und wild. Während mir die Haare geschnitten wurden, wurde so ein Hund auf der Straße angefahren und schwer verletzt. Er wird dann an die Seite gelegt, bewegen konnte er sich nicht mehr, und die Sache ist vergessen. Es interessiert niemanden, ob der Hund weiter lebt oder nicht. In Kathmandu gilt das Gesetz der Straße – und nicht nur für Hunde.
Eines der größten Probleme in der Stadt ist der Müll. Wir empfanden es am Anfang schlimm, dass auf den Straßen so viel Müll liegt. In Abständen von vielleicht 100m kippt hier jeder seinen Dreck auf einen großen Haufen am Straßenrand. Es stinkt und ist sicherlich eine Brutstätte für Krankheiten, besonders wenn es heiß ist. Dennoch hat dieser Umgang mit dem Müll System. Als erstes kommen die freilaufenden Kühe und Hunde und durchwühlen diesen, fressen alles was genießbar ist. Danach kommen die Armen und Bettler und suchen sich alles raus, was sie noch brauchen können. Danach kommen die privaten Recycler, zu Fuß, auf Fahrrädern und teilweise mit dem Tuc Tuc, das dreirädrige, Gasgetriebene Auto mit dem einen Rad vorn. Vielen sicherlich noch ein Begriff aus alten Tagen in Deutschland. Nachdem diese vielen Gruppen den Müll durchsucht haben, ist nur noch ein kleiner Haufen übrig, der dann von einer Müllfirma weggeräumt wird – und alles geht wieder von vorn los. Oft fällen wir Urteile über Menschen in diesem Teil der Welt, wir vergleichen mit dem, was wir aus Deutschland kennen. Wir müssen aber einfach lernen zu akzeptieren, dass Prozesse hier anders ablaufen als bei uns.
Am Sonntag wollten wir die Müllberge am Straßenrand fotografieren, es waren keine da. Die Müllautos hatten wohl gerade alles abgeholt.
Wir versuchen uns viel in der Stadt zu bewegen um Menschen zusehen, wie sie leben und arbeiten. Wie funktioniert die soziale Struktur in einer solchen armen Millionenstadt, was ist ähnlich wie bei uns, was ist anders?
Interessant war dabei die Erkenntnis, dass es hier sehr viele Non Profit Läden und Restaurants gibt. Diese Läden machen keine Gewinne, sondern führen diese Gewinne ab an Schulen, Kinderheime und Krankenhäuser um dort zu helfen, wenn Geld fehlt. Es sind also nicht mehr nur internationale Organisationen, die Geld und andere Formen von Hilfen in das Land pumpen. Mittlerweile lernen die Menschen, sich selber zu helfen, auch wenn das Geld für diese Gewinne hauptsächlich von den Touristen kommt. Aus den Speisekarten oder auf Plakaten die aushängen, werden diese Projekte beschrieben, sodass jederzeit nachvollziehbar ist, wo das Geld bleibt.

Katharina:
Kurz vor unserer Ankunft in Namche Bazar, trafen wir auf einen alten Lama. Er saß am Weg, etwas entfernt von ihm seine zweite Frau, strickend. Lama, weil er als Kind und Jugendlicher im Kloster war. Mit seiner ersten Frau hat er mehrere Kinder, die jetzt groß sind. Um ihn herum waren mehrere große Plakate in vielen Sprachen aufgebaut, auf denen er um eine Spende für die Wege und Brücken durch das Gebirge bat. Er beschrieb, dass die Regierung nicht interessiert sei an den Renovierungen, die zweifelsohne dringend notwendig sind. Auf die Nachfrage bei Karma, unserem Guide, ob es sich hier um eine Realität handelt erzählte er, dass der Lama seit mehr als 15 Jahren auf diese Art Spenden auftreibt. Er sorgt dann auch für die Realisierung der Renovierungen. Auf diese Weise wird vielen Menschen geholfen. Den Spendern durch den Segen vom Lama, den Touristen durch neue Wege, den Straßenbauern und deren Familien durch bezahlte Arbeit und dem gesamten Land durch die Erhöhung des Bruttosozialproduktes durch mehr Arbeit.
So schwierig es manchmal ist als Frau einen Mann zu verstehen (ja, ja, ich weiß, auch umgekehrt), noch viel schwieriger erscheint es mir manchmal, das Verhalten von Menschen aus einer fremden Kultur nachzuvollziehen. Wenn ich etwas gerne hätte oder etwas wissen möchte, dann kann ich den anderen danach fragen. Als gut erzogener Europäer frage ich natürlich so, dass der andere jederzeit die Möglichkeit hat zu verneinen, zu bedauern oder sich sonst, je nach Gusto, raus zu ziehen, Punkt. Nicht so in Nepal. Hier bekommst du nie, nie ein „nein“. Es kann natürlich sein, dass das, wonach du gefragt hast, nicht möglich ist. Aber dann sitzt du halt da und wartest – umsonst. Aber man wird dir nicht sagen, dass du etwas nicht bekommst. Das geht so weit, dass unser Porter, der außer einigen wenigen Worten Englisch nichts von dem was wir sagten verstand. Aber egal – jede Frage wurde bejaht, und wir brauchten einige Zeit bis wir begriffen, dass Furwa keine Ahnung hatte, wovon wir sprachen. Er sagte „ja“ und strahlte uns mit seinem schönsten Lachen an.
Stupa in Bodenath, nahe unserem Kloster


Blick ins Kathmandu Vally

Kathmandu Valley von Gokarna

Die 3 riesigen Buddahs (25 m hoch) von Swayambhu


Fahrt im Tuc Tuc mit 16 Personen

Altstadt Asan
Wasserstation in Kathmandu, es gibt hier keine Wasserleitungen

Mein Friseur

doch einen Müllaufen, wenn auch einen kleinen, gefunden
Müllabfuhr
Hinein mit allem Dreck in den Bagmati River (Stadtfluss)

Mittwoch, 10. November 2010

Mount Everest Tour Teil 2



´
Günter:
Seit gestern sind wir wieder zurück in Kathmandu. Wir sind einerseits froh, dass diese anstrengenden 18 Tage vorbei sind. Wir beide sind gesund, von meiner 14-tägigen Erkältung einmal abgesehen, ich nehme jetzt Antibiotika, und ohne Blessuren wieder hier angekommen. Andererseits schauen wir auch etwas wehmütig auf spannende und aufregende Tage zurück, die uns bis an unsere Leistungsgrenzen gefordert haben. Wir werden eine solche Herausforderung an die körperlichen und psychischen Grenzen sobald wohl nicht mehr erleben.
Zum Ende der Tour hatten wir auch nach ausreichender Ruhezeit kaum noch die Kraft wieder in die nächste Etappe zu starten. Dennoch sind wir immer wieder los gelaufen, um dem Ziel, dem Flughafen in Lukla, näher zu kommen. Mit vielen Treckern haben wir auf dem Weg über das Für und Wieder dieser Tour gesprochen. Wir halten sie nicht nur wegen der Höhenunterschiede für schwer und teilweise auch gefährlich. Das Problem sind die schlechten Wege, rutschigen Steine und das lose Geröll auf dem Weg. Wenn es nach unten geht, sind die Abstiege oft so steil und die Stufen so schmal, dass das runter gehen sehr viel Überwindung kostet. Es ist schon eine Glanzleistung, diese Tour ohne Verletzungen von Gelenken, Bändern oder Muskeln durchzustehen. Wir denken, wir haben das super gemeistert. Die Rettungshubschrauber waren für uns schon vom ersten Tag an ein gewohntes Bild in der Everest Region. Sie fliegen pausenlos von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, um Verletzte aus den Bergen abzuholen und nach Lukla zu transportieren. Wir sind auf unseren eigenen Füßen in Lukla angekommen. Spannend war dann noch am 19.Tag der Rückflug nach Kathmandu. In Lukla die Landebahn zu sehen und sich zu fragen, wie hier Flugzeuge landen und starten können, ist eins. Wenn die Maschine ankommt, werden für genau 5 Minuten die Propeller abgestellt. In dieser Zeit müssen 20 Passagiere raus und 20 Passagiere rein in das Flugzeug. Das Ent- und Beladen läuft bei laufenden Propellern. 15 Minuten nach der Landung geht es wieder ab. Die Länge der Startbahn reicht gerade zum Abheben. 55 Minuten später war das Spektakel vorbei und wir konnten in Kathmandu aussteigen. Ich möchte die Erfahrung dieser Trecking Tour durch den Himalaja nicht missen, einmal auf dem „Dach der Welt“ sein, einmal dem Everest, Lotse und Ama Dablan zum Greifen nahe zu sein, ist ein Erlebnis, das unbeschreiblich ist.
Nun genug von meiner Seite. Als bittere Pille noch die Information, dass gestern am Ama Dablan ein Hubschrauber bei einem Rettungseinsatz von 2 japanischen Treckern abgestürzt ist. Dabei kamen beide Piloten ums Leben.
Katharina:
Nun sitzen wir also tatsächlich im Guesthouse Shechen, ein Kloster mit Gästehaus in Boudha, ein Stadtteil von Kathmandu, genannt „klein Tibet“. Nach unserem Tag heute, den wir zum Teil mit unserem lieben Guide und Freund Karma verbracht haben, haben wir das Gefühl unsere Eindrücke vom Himalaja schnell festhalten zu müssen, da es schon wieder soviel Neues gibt.
Wie Günter schon beschrieben hat, bin auch ich sehr froh, diese Tour gemacht zu haben und frage mich auch heute noch, wie all die vielen Menschen, denen wir begegnet sind, diese Tour überstehen. Es ist nicht so, dass wir es hier hauptsächlich mit jungen, kräftigen Burschen zu tun hätten. Es gab einige reine Frauengruppen in meinem Alter, also zwischen 50 und 60 Jahren. Es gab soviel japanische Rentner, also ab ca. 65 Jahre, dass ich einmal zu Günter sagte: “ Ich glaube, es ist kein japanischer Rentner mehr in Japan.“ Es bleibt mir ein Rätsel, - eines mehr auf dieser Reise.
Mit Irmi aus Garmisch, die die Berge kennt, gab es viele Gespräche dazu. Wir waren uns einig, dass einmal gute Trittsicherheit, absolute Schwindelfreiheit, gute Höhenanpassung und Kondition Voraussetzungen sind, um diese Tour gut zu Ende zu bringen.
Gut, meine Kondition ist bestimmt etwas, dass ich noch schulen kann. Die Höhenanpassung haben wir durch sehr langsames Steigen ganz gut hinbekommen, trotzdem tue ich mich zwischen 3200m und 3500m sehr schwer. Trittsicherheit hat bei mir viel mit Konzentration zu tun, also hängt davon ab, wie lange ich an dem Tag schon unterwegs bin. Ja und die Schwindelfreiheit, ja die habe ich seit meinem wingwave Seminar. Keine durchsichtige Hängbrücke über bis zu 60m Höhe und 80m Länge und kein noch so steiler Abhang haben mich geschwindelt. Das ist doch ein spürbarer Erfolg ( Gruß an Antje und Alain ).




Waschplatz Tengboche


Mount Everest und Lotse



Ama Dablam



Im Abstieg



Yak Karavane


Yak bei der Arbeit


Blick auf Mount Everest


Männliche Mitglieder unserer Expeditionsgruppe



Porterpause


...und weiter geht es runter



Hängebrücke


Sherpa Bäuerin bei der Ernte







Japaner beim Sonnenuntergang



Kontakt beim Black Tea (Räuchergefäß im Hintergrund)



Milchfluss



Babybad outdoor


Landebahn Lukla



Kinder in Lukla


letzter Blick auf das Dach der Welt




Start in Lukla