Unsere Reise nach Süd-Ost-Asien
Unsere Erlebnisse, Eindrücke und Empfindungen auf einem für uns noch geheimnisvollen Kontinent

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Montag, 22. November 2010

Neues aus Kathmandu

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Günter:
Im vorletzten Block hatte ich ein Bild von einem Wasserwagen vorgestellt, ohne dazu näher etwas zu sagen. Es gibt in dieser Millionenstadt Kathmandu nur an wenigen Stellen fließendes Wasser. Hier haben die Menschen eigene Brunnen oder werden von den Bergen her über eine dicke Rohrleitung zentral versorgt. In den meisten Gebäuden gibt es Wassertanks auf den Dächern, die eben von diesen Wasserwagen regelmäßig befüllt werden. Durch den Wasserdruck von oben wird das Wasser dann durch die Leitungen gedrückt, wenn viele Zapfstellen Wasser benötigen ist der Druck entsprechend gering und es tröpfelt nur so aus den Hähnen. Pumpen für den Druck gibt es kaum.
Das zweite Problem heißt Strom. Wir haben sehr oft Probleme mit dem Zugang zum Internet, weil hier der Strom nach Belieben morgens und abends abgeschaltet wird. Das dient zum Zweck des Energiesparens bei der Stromerzeugung (Öl, Gas, Kohle). Niemand weiß, wann und für wie lange der Strom abgestellt wird, obwohl eine Abschalteliste mit den Zeiten vorliegt. Aber was ist hier in Nepal schon klar – kann sein oder kann nicht sein! Die Abschaltung kann zwischen einer und vier Stunden liegen. Einige Geschäfte und Hotels haben Notstromdiesel, um wenigstens die Versorgung mit Licht zu gewährleisten. Auch in unserem Kloster gibt es für das Notlicht einen solchen Notstromdiesel. Allerdings gibt dieser nur Strom für Licht, die Steckdosen sind nicht versorgt. Telefone oder die WLan-Router gelten hier als nicht wichtig und bleiben ebenfalls abgeschaltet. So kann es sein, dass wir beim skypen abgeschaltet werden und Internet und mailen nicht möglich ist, obwohl wir für feste Zeiten Kommunikation mit Deutschland zugesagt hatten – Sorry! Die Menschen hier gehen übrigens gelassen damit um, jeder kennt die Abschaltungen und viele gehen abends ohne Taschenlampe gar nicht mehr raus. Wir haben uns am ersten Abend der Stromabschaltung im Dunklen ganz fürchterlich verlaufen und sind nach langem Suchen mit viel Glück in unserem Kloster angekommen.
Unser Karma Guide hat uns in den ersten Tagen in Kathmandu eine der vielen Webereien gezeigt, in denen die berühmten nepalischen Teppiche gewebt werden. Wir wollten keine der Fabriken sehen, sondern einen der vielen privaten Handwerksbetriebe, die eine Weberei als Lebensgrundlage betreiben. Für uns war diese Besichtigung erschreckend und erschütternd. Hinter einem Eisentor kamen wir auf einen dreckigen Hof, auf dem etwa 25 Frauen und Kinder bei der Mittagspause saßen. Zu essen gab es dort nichts. In einem kleinen Anbau standen 3 Webstühle, auf denen Teppiche gewebt oder geknüpft wurden. Karma erzählte uns, dass diese Menschen in dem kleinen, baufälligen Haus neben der Weberei leben. Dort waren bis zu 50 Menschen in kleinen, kalten und dreckigen Räumen untergebracht. Für uns leben diese Menschen unter unwürdigen Bedingungen. Einen Schlafplatz, der von 2 Erwachsenen und 6 Kindern bewohnt wird, habe ich als Foto beigestellt. Die Frauen und Kinder machen in der Weberei die Arbeit, während die Männer Feste feiern und trinken. Wir waren froh, als wir diesen fürchterlichen Betrieb verlassen konnten. Leider ist diese Art zu leben in dieser Stadt kein Einzelfall, tausende Menschen leben hier unter solchen Bedingungen.
Was man in Kathmandu immer kann, ist einkaufen. Dadurch, dass die Bevölkerung mit Hindus und Buddhisten gut durchmischt ist, hat immer nur ein Teil der Bevölkerung ein Festival (Feiertag), der andere Teil arbeitet normal. Damit sind an 7 Tagen in der Woche immer Geschäfte geöffnet. Die Straßenstände sind ebenfalls geöffnet. Wir sehen nur an den geschlossenen Schulen, dass ein Feiertag ist. Die Schulen schließen bei hinduistischen wie auch bei buddhistischen Festivals.
Mit den Taxifahrern kommen wir mittlerweile gut klar. Wir wissen, wie teuer eine Fahrt etwa sein kann und das Verhandeln fällt uns nicht mehr schwer. Wenn eine Fahrt 200 Rp Wert ist, verlangt der Fahrer immer zuerst 600 – 700 Rp. Er bekommt dann einen Festpreis von 200 Rp angeboten. Wenn er annimmt ok, wenn nicht, suchen wir uns ein anderes Taxi. Davon gibt es Hunderte, die überall herum stehen und auf Kunden warten. Zu 90% sind es kleine Suzuki Autos, aus Indien für wenig Geld eingekauft, total zerbeult, ohne Innenverkleidung und mit schlechten Sitzen. Dafür aber dreckig, was uns kaum noch etwas ausmacht.
Was für uns wirklich nervig ist, dass alle hier denken alle Ausländer sind reich und müssen abgezockt werden. Wenn ein Nepali Bananen kauft, bezahlt er für 5 Stück 20 RP, wir sollen dafür 80 Rp bezahlen. Das sind 80 Cent und die Bananen sind immer noch billiger als zu Hause. Dennoch ist diese Abzocke beim Einkaufen, wie auch bei den Taxifahrern ein Ärgernis für uns. Die Nepali freuen sich riesig, wenn sie uns das Geld aus der Tasche ziehen können. Durch Gespräche mit bekannten Nepali und viel Beobachtung an den Straßenständen, bekommen wir langsam ein Preisgefühl. So können wir auch ein Kilo Mandarinen für 50 Cent kaufen, wir haben aber am Anfang weit mehr dafür bezahlt. Die Menschen glauben wirklich, durch die Abzocke der Touristen zum gleichen Wohlstand wie diese zu kommen. Woher die Nepali diese Meinung haben, ist uns total unklar. Wenn wir uns demnächst mit den Preisen auskennen, geht es dann weiter nach Thailand und dort geht alles wieder von vorn los.
Warum laufen wir, seit wir in Kathmandu sind, mit Mundschutz herum? Die Stadt besteht nur wenig aus geteerten Straßen. Die meisten Straßen und Wege bestehen aus Lehm und Sand. Da es schon seit Monaten nicht mehr geregnet hat, ist hier alles STAUB trocken. Und das ist das magische Wort. Am frühen morgen ist die Luft noch klar, aber im Laufe des Vormittags wird immer mehr Staub aufgewirbelt. Dazu kommt noch, dass hier den ganzen Tag über Hauptverkehrszeit ist. Es sind Hunderttausende von Autos unterwegs, die sich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h durch die Stadt quälen. Es gibt lange Wartezeiten in diesen Staus und der Staub und die Abgase kommen in die Autos. Wenn es dann noch heiß ist, wird das Autofahren unerträglich. Doch ohne Taxi sind die weiten Strecken hier nicht überwindbar, auch wenn wir für 5 km oft 1,5 Stunden benötigen. Das Atmen fällt immer schwerer, Hustenreize sind normal. Hier hilft wirklich nur noch ein Mundschutz, auch der nur eingeschränkt. Der Staub zieht durch die Kleidung, wir sind genau so dreckig wie die Nepali. Da hilft auch regelmäßiges Duschen nicht. Sobald wir unser Kloster verlassen, sind wir diesem Staub und den Abgasen ausgesetzt. Da hilft nur noch Regen. Aber dann wird aus dem Staub Matsch. Wenigstens wäre dann das Atmen einfacher.

Teppichknüpferei im Hinterhof

die größeren Kinder der Knüpferei


Wohnraum für 8 Personen in der Knüpferei

Zentrales Wasserwerk Kathmandu

Deckenhersteller am Straßenrand


Schutz gegen Staub und Abgase
Tuk Tuk im Personenverkehr

Und wieder ein Festival

Gemüsemarkt

Kühe gehören zum Stadtbild

Lebensraum in der Altstadt

Ritual: Verbrennung des heiligen Fadens mit Zuckerrohrstäben


Öffentliche Körperwaschgelegenheit

Der siebenjährige oberste Hohepriester des buddhistischen Goldenen Tempels


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