Unsere Reise nach Süd-Ost-Asien
Unsere Erlebnisse, Eindrücke und Empfindungen auf einem für uns noch geheimnisvollen Kontinent

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Donnerstag, 25. November 2010

Was wir in Kathmandu schon gesehen haben

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Günter:
Was uns immer über den Weg läuft, bzw. sitzt, sind die Bettler. An jeder Straßenecke sitzen Behinderte oder Alte und betteln jeden, der vorbeigeht, an. Katharina hat sich angewöhnt jeden Tag eine bestimmte Summe an Kleingeld an viele Bettler zu verteilen. Einige Touristen sind zu großzügig mit Geld und geben 1 € bis 5 € in die Hand. Bei uns sind es immer 5 – 20 Cent und wir denken, dass reicht auch.
Von den Kindern werden wir direkt angesprochen, sie zerren an der Kleidung, halten sich fest und werden böse wenn sie kein Geld bekommen. Hier geben wir grundsätzlich nichts. Die Kinder gehören in die Schule und sollen sich nicht daran gewöhnen, auf der Straße mit betteln Geld zu verdienen. Wenn sie erst einmal diese Grundeinstellung haben, werden sie das Betteln zur Grundlage ihrer Einkünfte machen.
Besonders schwer ist es uns am Anfang gefallen, die Mütter mit kleinen Kindern auf dem Arm und einer leeren Babyflasche in der Hand, zu ignorieren. Sie wollen kein Geld für sich, sondern nur Geld „für Baby to buy milk in supermarket“. Wenn sie Geld bekommen, wird aber keine Milch für das Baby gekauft. Das Geld wird bei den Männern abgeliefert, die auf diese Weise nicht arbeiten brauchen und Geld zum Trinken haben. Wenn man den Müttern vorschlägt, mit ihnen in den Supermarkt zu gehen und Milch zu kaufen, sind sie nicht interessiert.
ZUSATZ: Gerade heute Nachmittag, ich wollte noch einige Fotos für den Blog machen, passiert etwas Ungewöhnliches. Die erste Mutter weigert sich wie immer, mit uns in den Supermarkt zu gehen. Die zweite Frau stimmt zu, geht sogar vor und bringt uns zielgenau zu dem Regal, in dem die Milch für ihr Kind steht. Wir haben die Milch gekauft und ihr gegeben. Für uns eine neue Erkenntnis.
Die Regierung tut übrigens nichts für oder gegen Bettler. Sie erhalten keine staatliche Unterstützung und wer sich nicht genug zusammenbettelt hat eben Pech gehabt. Viele dieser Menschen leben und schlafen auf den Straßen. Es gehört zum Stadtbild, dass an fast jeder Ecke eine Frau, ein Mann oder ein Kind liegt und schläft. Dieser Zustand wird von der Polizei einfach ignoriert.
Mittlerweile haben wir uns an diese Bettler gewöhnt. Auf der einen Seite mag das nicht richtig sein, aber wir können nicht die Armut in Nepal finanzieren.
Mit dem Klima und der Gewohnheit ist das hier genauso. Als wir vor einigen Wochen in Nepal ankamen wunderten wir uns über die vielen Menschen, die bei Temperaturen um 25 Grad mit dicken Jacken und Mützen herumliefen, die Touristen hatten T-Shirts und kurze Hosen an. Mittlerweile ist die Abendtemperatur hier auch bei 17 Grad angelangt und wir frieren höllisch. Dicke Socken, die Fließjacke mit langer Hose und Buff gehören ab nachmittags und auch morgens bei 17 Grad zu unserer Grundausstattung. Katharina vertritt zurzeit die Meinung, dass wir im November grundsätzlich frieren, egal wie kalt es ist.
Mit unserem Schulprojekt ist es übrigens nichts geworden. Zuerst haben wir fast zwei Wochen auf unseren Einsatz gewartet, dann waren wir zwei Vormittage in der Schule. Dort sollten wir die Kids „teachen“, wie auch immer das gehen sollte. Im Grunde genommen war aber niemand an unserer Arbeit in der Schule interessiert. Die geplanten Arbeiten, wie Reparaturarbeiten, konnten wir nicht durchführen, es war kein Material da. Geld zum Einkaufen gab es ebenfalls nicht. Daher haben wir beschlossen, das Projekt zu beenden. Katharina wird zum Schulprojekt aber noch einen eigenen Blog schreiben.
Anfang Dezember werden wir ein Paket nach Deutschland schicken, um unsere Kleidung für kalte Tage (Trecking Ausrüstung) und die gekauften Geschenke und Souvenirs loszuwerden. Auch das ist eine abenteuerliche Aktion. Bei den Versandfirmen hier in Kathmandu kostete ein Paket nach Deutschland (ca. 20 kg) bei den ersten Anfragen rund 400,- $. Mittlerweile haben wir ein gutes Angebot für 140,- $ und das scheint auch noch nicht das Ende zu sein. Hier macht jeder, egal wo, seine eigenen Preise – und oft bekommt er das Geld auch.
Wir sind jetzt schon lange genug hier, um schnell zu erkennen wer uns über den Tisch ziehen will. Gerade heute habe ich für eine Ganesha Statue, die sehr schön ist und daher 2500 RP kosten sollte, am Ende 1100 RP (11 €) bezahlt. Der Verkäufer wird allerdings mit seinen Kindern einen Monat nichts zu essen haben, weil ich nur so wenig bezahlt habe. Ich denke er hat selbst an diesem Geschäft noch gut verdient.
Wir haben durch die Beendigung des Schulprojektes nun einige Zeit, die wir füllen müssen. In Kathmandu haben wir fast alle Sehenswürdigkeiten gesehen und bestaunt. Darüber werde ich noch einen gesonderten Blog schreiben damit unsere Leser auch erkennen, dass wir uns selbst vor Kultur nicht fürchten.
Morgen werden wir zu einer Rundreise durch Nepal starten. Wir werden den Nationalpark in der Tiefebene Chitwan besuchen, um vom Rücken von Elefanten aus Nashörner und bengalische Tiger zu beobachten. Wir werden vom Einbaum aus die Krokodile sehen und einen Marsch durch den Dschungel machen. Danach fahren wir nach Pokhara, dem Ausgangspunkt für die Trecking Touren ins Annapurna Gebiet. Die Sicht auf den Himalaja soll hier genau so atemberaubend sein, wie im Everest Gebiet.
Es kann sein, dass wir am 30.11. noch nicht wieder in Kathmandu sein werden und Herbert nicht zum Geburtstag gratulieren können – falls wir kein Internet Cafe finden.
Also Herbert in Münster, feiere deinen 82. Geburtstag schön im Kreise deiner Familie. Wir melden uns am Dienstag wenn wir können, sonst rufen wir Mittwoch oder Donnerstag an.
Bilder zu diesem Blog werden erst in der nächsten Woche eingestellt. Da unsere Blog Designerin Stefanie sehr abgespannt wirkte, haben wir ihr einige Tage Urlaub genehmigt. Sie wird die Bilder einfügen, sobald sie wieder zurück ist. Schöne Tage Stefanie.



Mönche sammeln und segnen Spenden

Sammlung für die Armen

Der Stolz der Bettler


Die Scham der Bettler

Mutter bettelt um Milch für ihr Kind, Flasche schnell versteckt



Bettelnde Kinder


Mutter bettelt um Milch für ihr Baby


Mutter geht mit in den Supermarkt um Milch zu kaufen



BehinderZentriertter Bettler mit Rollstuhl

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