Unsere Reise nach Süd-Ost-Asien
Unsere Erlebnisse, Eindrücke und Empfindungen auf einem für uns noch geheimnisvollen Kontinent

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Donnerstag, 4. November 2010

Mount Everest Tour Teil 1

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Was ist passiert, seit wir an der Kreuzung in Cheplung angekommen sind? Hier kommt der Weg von Lukla mit dem Weg aus Phaplu zusammen, den wir gegangen sind. Die meisten Trecker, die in Nepal auf Tour gehen, haben sehr wenig Zeit. Wer von Kathmandu kommend in Lukla ankommt, geht sofort auf die Mount Everest Tour, am Besten hoch bis zum Basiscamp auf 5400 m Höhe. Und so hat sich auch für uns ein anderes, neues Bild ergeben. Die Dörfer sind stark auf Tourismus ausgelegt, es ist hier ein reger Durchgangsverkehr zu erkennen. Am Nachmittag ankommen, am nächsten Morgen schnell weiter, damit der Zeitplan eingehalten werden kann. Leider geht diese Form von Trecking häufig zu Lasten der Gesundheit, übrigens auch bei jungen Menschen, die ihre Kondition und die Anpassung an die Höhe oft unterschätzen. Von Kathmandu nach Namche Basar ist ein Höhenunterschied von über 2000 m zu bewältigen, für jeden Körper eine schwierige Anpassung. Daher sind hier am Tag auch sehr viele Rettungshubschrauber unterwegs.
Diese Form von Trecking ist nicht unsere, also werden wir versuchen die Hauptrouten zu umgehen und unseren eigenen Trott zu gehen.
Aber nun genug davon. Für uns ist es sehr schwierig, die Auf- und Abstiege zu bewältigen. Wir haben unser Tagespensum aber an unsere Möglichkeiten angepasst und damit geht es gut.
Morgens werden wir häufig vom „Tik-Tik-Tik“ geweckt. Dabei handelt es sich um die Arbeit der Steinhauer, die hier den Rohstein behauen. Der rohe Stein wird nicht mehr wie früher aufgeschichtet und mit Lehm verschmiert. Er wird so lange behauen, bis er eine Steinform hat und dann an der Schnur (horizontal) aufgeschichtet. Auch dies ist, wie vieles hier, eine mühselige Arbeit. Der Steinhauer schafft pro Tag oft nur 2-3 Steine, die dann aber präzise an ihre Stelle passen. Und nur hier ist der Stein einzusetzen, woanders passt er nicht. Auf diese Weise sind die Häuser nicht nur stabil, sondern auch winddicht gebaut.
Und nun möchte ich etwas zu den Portern, den Lastenträgern sagen, die uns überall auf dem Weg begegnen. Diese Berufsgruppe fängt bereits mit 10 Jahren an, diesen Beruf auszuüben. Zuerst werden kleine Lasten getragen, die nie schwerer als das eigene Körpergewicht sein dürfen. Das Gewicht wird immer mit dem Kopf getragen, dies lernen diese Menschen von Anfang an. Dennoch mussten wir uns von der Vorstellung trennen, diese Arbeit ist eine Gewohnheit und fällt daher leicht. Es ist eine harte Knochenarbeit, die physisch alles von diesen Menschen fordert. Die Unfallzahl ist sehr hoch, da bei einer Arbeit von Morgens bis Abends Unfälle vorprogrammiert sind. Die Porter sind früh alt, arbeiten aber bis ins hohe Alter. Bei schweren Gewichten von größer als 60 kg laufen sie in einer Steigung ca. 30 m und müssen dann eine Pause machen. Für die Strecke von Lukla nach Namche, die wir in 3 Tagen bewältigen, benötigen die Lastenträger bis zu 18 Tage. Warum gibt es überhaupt Porter? Die Maultiere und Ochsen, höher die Yaks, begegnen uns dauernd und tragen das 3 – 4 fache der Last. Die Porter tragen zerbrechliche Dinge wie Glas, Flaschen, Geschirr. Den Rest übernehmen die Tiere.
Das Leben des Porters ist schwer, die Lebenserwartung nicht besonders hoch, wer 60 Jahre wird ist schon alt. Die Bezahlung ist schlecht und gearbeitet werden muss in jeder Höhe, bei jedem Wetter. Diese Extrembelastungen sieht man den ältern Portern auch deutlich im Gesicht an. Ohne sie geht es aber nicht. In einem Land ohne Eisenbahn und Strassen bilden sie die wirtschaftlichen Lebensadern im Gebirge Nepals.
Katharina:
Ja, das Leben der Porter ist schwer, jedenfalls scheint es uns so. Immer wieder stehen wir staunend da und schauen dem Einen oder Anderen hinterher. Wenn wir jedoch mit unserem Guide Karma darüber sprechen, zuckt er mit den Schultern und sagt „it´s normal“. Dann zeigt er uns immer wieder die gute Laune der jungen Leute, die mit einem kleinen Radio an ihrem riesigen Gepäck durch die Berge laufen und die nepalischen Charts laut mitsingen und sich immer wieder darüber kaputtlachen. Auch an den Raststellen, wo sich die Jungs und auch manchmal Mädchenporter treffen, ist immer gute Stimmung. Karma sagt dann: “look, they are happy“. Wir können es nicht erfassen.
Wenn wir plötzlich mitten im Weg einen Steinhaufen sehen, wissen wir schon, jetzt müssen wir links vorbeigehen, denn dies sind Schrifttafeln mit „Lamatexten“ darauf. Manchmal sind es riesige Steine die kunstvoll bearbeitet sind, manchmal sind es aber auch ein Haufen Tafeln die behauen sind. Es kann aber auch sein, dass ein Stupa (religiöser Bau) mitten auf dem Weg steht und oft gibt es dann auch Gebetsmühlen, die wir alle betätigen. Mit dem Drehen der Mühlen gehen die Gebetstexte, die in den Mühlen sind, über den Wind in die Welt. Meist handelt es sich um Gebete, in denen um Frieden in der Welt gebetet wird. Die Ausgestaltung dieser Mühlen ist in Farbe und Größe sehr unterschiedlich. Von handgroß und einfarbig, bis 3 Meter groß und ganz bunt. Neben diesen Zeichen der alltäglichen Religiosität der Nepali (da wir uns im Land der Sherpa bewegen geht es hier um den Buddhismus) können wir diese gelebte Religiosität auch jeden Morgen riechen. Bevor irgendetwas im Haus, in der Lodge passiert, wird hier jeden Morgen das ganze Haus, die Flure der Lodge ausgeräuchert mit einem Kessel der genauso aussieht, wie die Weihrauchkessel bei uns in der kath. Kirche. Ich mag diesen Geruch sehr gerne, weiß aber nicht wie die Blätter heißen die verbrandt werden.




Gebetsstein




immerwährende Begleiter auf dem Weg

Der Fluss im Tal

ein Stupa




rauf und runter


Steinehauer bei der Arbeit


Namche Basar

Es wird kalt


Porter bei der Arbeit



in der Lodge



Karma und Katharina im Gespräch






Blick auf den Namsche Basar





Erster November - der erste Schnee

Vor einer Lodge


Gebetsmühlen

2 Kommentare:

  1. Papa, du bist ja braun geworden :) :) lg Steffi

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  2. hallo ihr beiden,
    während ihr eure himalayaerfahrungen macht haben wir hier in der harbachstr. ein kleines, grundloses fest gefeiert (leider ohne euch). wolfgang hat uns von euren ersten heimischen heizungsproblemen erzählt. so holen einen die haus- und grundbesitzersorgen doch auch noch am anderen ende der welt ein.
    da finden wir eure berichte aus dem himalaya doch deutlich spannender.
    ist es nicht so, dass wir (Wessis) dazu neigen schwere Arbeit immer mit unglück gleichzusetzen? natürlich ist diese arbeit nicht für einen menschenkörper zuträglich, aber das scheint dann doch nicht gleichmut und heiterkeit zu verderben.

    lg margrit und johannes

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