Unsere Reise nach Süd-Ost-Asien
Unsere Erlebnisse, Eindrücke und Empfindungen auf einem für uns noch geheimnisvollen Kontinent

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Sonntag, 24. April 2011

Borneo und der Regenwald

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Günter:
Gegen Mittag werden wir in unserem Hotel in Sandakan abgeholt und in einer 3-stündigen Fahrt zur Green View Lodge nach Kinabatangan gefahren.
Borneo ist zu über 90 % bewaldet und uns fällt auf der Fahrt auf, dass es hier in Sabah kilometerlange Plantagen mit Palmen gibt. Aus den Früchten wird Palmöl hergestellt, was künftig auch zur Herstellung von Biodiesel genutzt werden soll. Das Projekt wird von der EU mit viel Geld unterstützt, also muss hier der Regenwald weichen und einer Monokultur Palmen Platz machen.
Für unsere 3-tägige Dschungeltour ist unsere Lodge der Ausgangspunkt. Von hier aus geht es per Boot in den Regenwald zu Bootstouren oder Dschungelwanderungen, danach immer wieder zu Pausen und den Übernachtungen zurück in die Unterkunft.
Es ist sehr heiß hier und die Luftfeuchtigkeit beträgt gefühlte 99 %. Es reicht aus, sich leicht zu bewegen und sofort sind wir nass geschwitzt. Spätestens jetzt sind wir froh, uns für das Urwaldprojekt in dem wir 4 Wochen arbeiten wollten, abgemeldet zu haben. Neben der Hitze und der Luftfeuchtigkeit sind die Moskitos hier ein echtes Problem. Sie scheinen immun zu sein gegen alle Insektenschutzmittel und gehen pausenlos zu Angriffen auf eventuelle sichtbare Hautstellen über. Wir sind bis auf die Hände und den Kopf komplett eingemümmelt um so den Stichen zu entgehen. Schon nach kurzer Zeit stellen wir aber fest, dass diese Insekten sogar durch die langen Hosen stechen können.
Den ersten Ausflug beginnen wir mit einer Bootstour auf dem River Kinabatangan, der bis zu 100m breit ist. Es hat hier mehrere Tage sehr stark geregnet, so dass der Wasserstand sehr hoch ist. Das Wasser steht teilweise bis weit in den Regenwald hinein, was unsere Treckingtouren noch sehr erschweren soll.
Schon nach wenigen Minuten Fahrt stoßen wir auf die ersten Gruppen Langschwanz Makakken, die hier in Herden auf den Bäumen leben. Immer wieder stoßen wir auf die Langnasen Affen, die es nur hier auf Borneo gibt. An diesem Nachmittag sind es weniger die Tiere an Land, die unsere Aufmerksamkeit erregen, sondern die sehr vielen Vögel die wir heute hier sehen können. Es gibt viele Arten von Hornbills (Nashornvögel) die immer paarweise unterwegs sind und sehr lautstark auf sich aufmerksam machen. Kaum zu hören sind dagegen die Fish Eagles (Fischadler), die hoch in den Bäumen sitzen und auf eine Gelegenheit zum Fischfang im Fluss warten. Es ist spannend zu sehen, wie sie plötzlich aufsteigen und dann fast senkrecht zum Wasser hinunterstürzen, kurz vor der Oberfläche abbremsen und dann mit einem Fisch in den Fängen wieder aufsteigen.
Bei unserem Nachtausflug ist ein einsamer King Fisher (Eisvogel) der abendliche Star. Er sitzt in der Dunkelheit, unbeweglich und lässt sich auch durch unser Licht oder die Blitzlichter beim fotografieren nicht stören. Nachts sehen wir nicht wirklich etwas, spannend ist es aber den Regenwald zu hören. Die vielen Geräusche um uns sind keinem Tier zuzuordnen, wir wissen nicht von wo sie kommen und wie weit sie weg sind. Wir sind froh im Boot zu sitzen und hier wenigstens scheinbar das Gefühl von Sicherheit zu haben.
Am anderen Morgen geht es vom Fluss aus in die Seitenarme hinein, hier wird der Fluss nur wenige Meter breit und über uns wächst der Regenwald zu einem Dach zusammen. Es ist ein unheimliches Gefühl den Himmel nicht mehr richtig sehen zu können. Zum ersten Mal macht sich bei uns das Gefühl breit, hier in einem Lebensraum zu sein, der uns völlig unbekannt ist. Irgendwo steigen wir aus dem Boot aus und es geht zu Fuß weiter. Der Regen der letzten Tage ist hier deutlich zu spüren, der Pfad ist matschig, wir sinken mit unseren Boots teilweise bis zu den Waden in den Matsch ein. Hier müssen wir uns noch mehr vorsehen, es gibt hier viele Arten von Blutegeln, die nicht nur wie wir dachten auf dem Boden leben. Der Tigerblutegel lebt auf den Pflanzen bis in Hüfthöhe und lässt sich gerne auch einmal von den Bäumen herunterfallen. Diese Biester sind bis zu 6cm lang und haben sich innerhalb von Sekunden mit Blut voll gesaugt. Sie sind nur schwer von der Haut zu lösen und wir achten sehr darauf ihnen auszuweichen. Nach kurzer Zeit haben wir das Glück auf eine Gruppe von flüchtenden Eichhörnchen zu stoßen. Für die Flucht muss es einen Grund geben. Nach einigem suchen sieht unser Guide auch schon den Grund. Im Baum über uns hat sich eine schwarze Python breit gemacht. Allerdings sucht sie nicht mehr nach Nahrung, sie hat einen dicken Körper, ihre Jagd war also schon erfolgreich. Der Guide erklärt uns auf diesem Trecking sehr viel und wir stellen fest, dass Regenwald für uns Anfänger sehr gefährlich sein kann. Diese Realität hat nichts mit Filmen gemeinsam, in denen Menschen im sauberen Hemd ohne zu schwitzen durch den Urwald wandern.
Den Abschluss der Trecking Tour bildet dann eine Orang Utang Mutter mit ihrem Baby, die hoch über uns im Baum gemütlich am Fressen ist. Es ist schön, diese Tiere frei lebend im Regenwald zu sehen.
Der Malayische Monitor Tree Lizard, ein mit einem Meter Länge doch schon recht imposanter Waran liegt auf einem Baum und wartet auf Beute. Als er etwas erspäht, ist er blitzschnell verschwunden und wir können kaum glauben wie schnell dieses so träge wirkende Tier sein kann.
Unsere Tour am Nachmittag und Abend ist weniger spektakulär als unsere ersten Ausflüge. Wir bekommen hier dennoch das Gefühl von Ruhe und Abgeschiedenheit. Hier gibt es keine Zivilisation, keinen Lärm, es herrscht eine wunderbare Ruhe. Diese sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ein Lebensraum ist, in dem in jedem Augenblick ums Überleben gekämpft wird. Hier ist fressen und gefressen werden das oberste Gesetz.
Am dritten Tag machen wir uns wieder auf den Rückweg in die Zivilisation um uns auf unseren Trip zur Schildkröteninsel (Turtle Island) vorzubereiten.
Die Bilder zeigen einen Auszug aus den beschriebenen Erlebnissen.




























































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