Grundsteinlegung und Sonstiges
Wir sind heute seit genau einer Woche unterwegs und die Zeit
verfliegt einfach nur so. Heute hatten wir einen interessanten Tag. Wir waren
bei der Grundsteinlegung zu einem größeren Projekt in Wairita, in der Nähe von
Maumere.
Das Ereignis begann am Vormittag so gegen 10:00 und wir
hatten gedacht, dass diese Zeremonie kurz nach Mittag vorbei sei. Damit lagen
wir total daneben. Die Zeremonie dauerte bis in den Abend hinein. Es war ein
Mix zwischen einer kulturellen und einer christlichen Zeremonie. Es begann mit
der Schlachtung von Tieren, weil bei einem so großen Projekt ein Tier nicht
ausreicht. Daher wurden ein kleines Schwein und ein Hund geschlachtet. Der Hund
mag viele Leser überraschen, das Essen von Hunden ist jedoch in Asien etwas
völlig Normales. Für die Zeremonier wurde allerdings das Blut der beiden Tiere
benötigt. Ein Zeremonienmeister, der extra für diese Grundsteinlegung
angeworben war, führte das alte Ritual durch. Es geht kurz gesagt darum, dass
die Ahnen der Familie angerufen werden dem Bauprojekt Glück zu bringen. Daher
wird neben dem Blut auch Essen in das Fundament eingemauert. Nach diesem Ritual
wird aus Hund und Schwein ein schmackhaftes Essen zubereitet und der restliche
Tag wird mit Freunden der Familie und Nachbarn zum Feiern genutzt.
Der christliche Teil ähnelt sehr den Geflogenheiten wie bei
uns in Deutschland. Ein Priester segnet das Projekt und es war sehr schön, dass
der Bruder von Netty Pedor Lüttig, Generalvikar der Bischofs in Ende, diese
Segnung durchgeführt hat. Es wird gebetet und alle hoffen so auf eine
erfolgreiche Bauzeit ohne Hindernisse oder Unfälle. Für die Bauarbeiter hier
ist es sehr wichtig, dass die kulturelle Zeremonie durchgeführt wurde.
Ansonsten arbeiten sie ängstlich auf der Baustelle und das Projekt ist dadurch
gefährdet.
Wir waren am Abend ganz schön ko. und froh, als wir mit
einbrechender Dunkelheit endlich zurück nach Hause fahren konnten.
Viele haben es bestimmt schon vermutet, bei dem Bauprojekt handelt
es sich um das neue Haus und einige Bungalows der Familie Pedor / Lüttig. Nach
dieser Grunsteinlegung kann nun der Bau beginnen.
Katharina und ich wurden in diesem Projekt als Berater
hinzugezogen. Da die Bungalows demnächst vermietet werden sollen, ist die
Familie sehr daran interessiert, diese für europäische Gäste interessant zu
machen. Für uns ist es sehr spannend, bei einem so inovativen Projekt dabeisein
zu dürfen.
Die Tage vor dieser Zeremonie waren angefüllt mit langen
Gesprächen mit der Familie von Netty und Franz und mit Planungen und Vorbeitungen
für dieses Projekt. Viele glauben nun vielleicht, dass unsere Zeit hier auf Flores
langweilig wird, weil wir nur bei Freunden wohnen und für 6 Wochen fest unseren
Standort gewählt haben. Dem ist natürlich nicht so. Wir haben in dieser ersten
Woche sehr viel über das Land und die Menschen hier in Indonesien gelernt. Wenn
wir schon bei unserem ersten Asienbesuch nicht nur die Sehenswürdigkeiten,
sondern Menschen kennenlernen wollten, tauchen wir auf dieser Reise noch tiefer
in die Kultur und die soziale Struktur dieses Landes ein.
Wir haben gestern beispielsweise an einer Familienkonferenz
der Familie Netty´s teilgenommen und dort Meinungsfreiheit kennengelernt. Hier wurde jeder so lange angehört, bis alle ihre Meinung klar gesagt
hatte. Hier hat die Meinung der Kinder die gleiche Wichtung wie die der
Erwachsenen. Zum Schluss wurden keine Kompromisse eingegangen, es wurde nach
einer völlig neuen Lösung gesucht, die alle zufriedengestellt hat.
Viele Grüße nach Deutschland - Günter